Spitzkoppmarkt in Sandersleben Spitzkoppmarkt in Sandersleben: Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

Sandersleben/MZ - In Sandersleben laufen die Vorbereitungen für den „Spitzkoppmarkt“ am 17. August auf Hochtouren. Zwar wissen viele Einwohner des Ortes, dass sie als „Spitzköppe“ bezeichnet werden, warum, das ist bisher allerdings ein Rätsel.
Licht in das Dunkel bringt nun Harry Bernhardt aus Blumerode, der sich vor Jahren mit den Ortsnecknamen der Region beschäftigte, mit Unterstützung des Heimatfreundes und Mundartautors Bernhard Stucki aus Gerbstedt. Bernhardt stellt erst einmal klar, dass es die „Spitzkeppe“ sind und nicht die „Spitzköppe“, weil die Mansfelder Mundart „ö“ und „ü“ nicht kennt. Es gibt für Harry Bernhardt zwei mögliche Erklärungen zu dem Namen „Spitzkeppe“. Die erste geht in die Anfänge der Grafschaft Mansfeld zurück, etwa 1300 bis 1350. Damals verlief die Grafschaftsgrenze zwischen Ober- und Unterwiederstedt. Die Mansfelder Grafen förderten den Kupferschieferbergbau und die Entwicklung in der Region Hettstedt/Mansfeld/Eisleben.
Die Sanderslebener hinter der Grafschaftsgrenze hatten auch Kupferschieferbergbau und spitzten die Ohren, was im Mansfeldischen geschah. Die Hettstedter waren bedacht, den Sanderslebenern nichts zu verraten und behaupteten, diese spitzen nicht nur die Ohren, sondern auch den ganzen Kopf, um Neuigkeiten zu erfahren. In einer Sitzung des Hettstedter Rates soll schließlich ein Ratsherr gesagt haben „. . .unn das mich ja kähne Spitzkeppe was erfohrn.“ Seit dieser Sitzung nennt man die Sanderslebener „Spitzkeppe“.
Auch eine zweite Erklärungsvariante hat Harry Bernhardt parat. Bei seiner Arbeit im Mansfelder Heimatverein zu DDR-Zeiten hat er des Öfteren mit Otto Marschall, dem Bodendenkmalpfleger und Kreisbeauftragten für Archäologie, gesprochen. „Er berichtete mir von einem früheren Grabfund in der Sanderslebener Flur, bei dem ein so genannter Turmschädel geborgen worden ist“, so Harry Bernhardt. Es gehörte zum slawischen Schönheitsverständnis, dass Fürsten-Babys einen Metallring um ihr Köpfchen gelegt bekamen, der dafür sorgte, dass der Kopf nicht dicker werden konnte, sondern sich turmartig nach oben vergrößerte. Solch ein Turmschädel wird auch als „Spitzkopf“ bezeichnet. Da dieser Fund auf Sanderslebener Flur gemacht wurde, machte der Volksmund die Sanderslebener kurzerhand zu „Spitzkeppen“.