Rätselfoto Rätselfoto: Nachschub für die Bäckerei

Hettstedt/MZ - Das Rätselbild führt uns diesmal nach Hettstedt auf den Freimarkt, der seinen Namen der einst gar zu engen Bebauung der Stadt verdankt, wie Stadtarchivar Michael Burwitz erläutert.
Der Platz vor dem Rathaus war ursprünglich so knapp bemessen, dass die Händler hinaus ins Freie ausweichen mussten, auf den Freimarkt im wahrsten Sinne des Wortes, dessen Name die Jahrhunderte überdauerte. Erst der große Stadtbrand von 1506 schuf so viel Platz, dass fortan auch vor dem Rathaus Märkte stattfinden konnten.
Haus bei Luftangriff zerstört
Dieter Stabrey erläutert das Foto: „Es zeigt die Kreuzung Freimarkt/Hadebornstraße vom Saigertor aus gesehen. Das Eckhaus auf der rechten Seite war das Papier- und Schreibwarengeschäft von Rudolf Zinke. Er hatte es von seinem Vater Otto Zinke übernommen und bis 1964/65 betrieben.“
Mit Blick auf die linke Seite des Bildes in Richtung Saigertor macht unser Leser auf die Bäckerei Dörfer aufmerksam. „Vermutlich wird dort gerade Mehl ausgeliefert“, schreibt er angesichts des abgestellten Fuhrwerks und des Mannes, der gerade mit einem Sack auf den Schultern eine Stufe erklimmt.
„Das Haus wurde bei dem Bombenangriff im April 1945 zerstört“, so Dieter Stabrey und fügt hinzu, dass es an der gleichen Stelle nicht wieder aufgebaut werden durfte, da man damals schon eine Umgehungsstraße um das Saigertor geplant hatte.
Beliebtes Schreibwarengeschäft
Das Foto müsste etwa um das Jahr 1910 entstanden sein, schätzt Heinz-Wolfram Pape unter Hinweis auf das Eckhaus mit dem Schriftzug „Gustav Voigt“, das manchen Leser auf die falsche Fährte, nämlich nach Mansfeld führte.
Der Name Gustav Voigt steht jedoch für ein Damen-Konfektionsgeschäft am Hettstedter Freimarkt, in dem später der Schreibwarenhändler Zinke Einzug hielt. Sylvia Diel kann sich noch an Zinkes Geschäft erinnern. „In den 1940-er und 1950er Jahren sind wir als Kinder oft in das Geschäft gegangen, das für uns sehr interessant war. Mit unseren 10 oder 20 Pfennigen haben wir immer was gefunden. Mit einem größeren Betrag, vielleicht einer Mark, konnten wir uns einen Ausschneidebogen kaufen.“
Die Nasen platt gedrückt
Sylvia Diel erinnert sich: „Die Figuren und das dazugehörige Beiwerk wie Kleider, Strümpfe, Mützen mussten wir auch ausschneiden und dann konnten wir die Figur anziehen. Die Verkäuferinnen hatten viel Geduld, denn wir sind nach der Schule des öfteren zu fünf oder sechs Mädchen dahin gegangen. Oft haben wir nur geguckt und nichts gekauft. Das Geschäft war auch so bunt beleuchtet, da haben wir uns die Nasen an den Scheiben platt gebrückt.“
Unsere Leserin erinnert an weitere Geschäfte, zum Beispiel das Textilgeschäft Brösicke, den Herrenausstatter Laue und die Bücherei Hille. „Die Bücherei war für uns wichtig, da konnte man stöbern und lesen, denn wir konnten noch nicht vor dem Fernseher sitzen.“
30 Euro gewonnen
Sylvia Diel aus Hettstedt hat 30 Euro gewonnen. Das Geld liegt im MZ-Service-Center Hettstedt, Luisenstraße 18b, bereit