1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Hettstedt
  6. >
  7. Nach Wahl von Frauke Petry: Nach Wahl von Frauke Petry: Schatzmeister aus Thondorf kehrt der AfD den Rücken

Nach Wahl von Frauke Petry Nach Wahl von Frauke Petry: Schatzmeister aus Thondorf kehrt der AfD den Rücken

Von Wolfram Bahn 07.07.2015, 16:21

Thondorf - Die Wahl von Frauke Petry zur alleinigen Parteivorsitzenden der Alternative für Deutschland (AfD) hat im Landkreis zu ersten Reaktionen geführt. So erklärte der bisherige Schatzmeister des Kreisverbandes, Dieter Weitzel, gleich am Montag mit sofortiger Wirkung seinen Austritt aus der AfD. Wie er am Dienstag gegenüber der MZ erklärte, befürchtet der 65-jährige Landwirt aus Thondorf mit der Abwahl von Bernd Lucke ein „Abdriften der Partei in die rechte Ecke“. „Da entsteht etwas ganz Schlimmes“, so Weitzel. Er sei nicht auf dem Parteitag in Essen dabei gewesen, doch er habe sich berichten lassen, welche fremdenfeindliche und intolerante Atmosphäre gegenüber Andersdenkende dort geherrscht habe.

Rückzug auch aus Landesvorstand

„Ich möchte zukünftig nicht verantwortlich sein, dass auf Grund der Unfähigkeit des Führungspersonals auf allen Ebenen, für komplexe politische Fragen keine sachgerechten Lösungen erarbeitet werden können, sondern Zuflucht zu dumpfen, flachen und dümmlichen Parolen genommen wird“, heißt es in der Austrittsbegründung, die Weitzel an den Kreisvorstand geschickt hat. Darin erklärt er zugleich auch seinen Rückzug vom Amt des Rechnungsprüfers des Landesverbandes der AfD in Sachsen-Anhalt.

Inwieweit es weitere Austritte in der AfD gegeben hat, ist noch unklar. Die MZ hat am Dienstag vergeblich auf eine Rückruf des Landesvorsitzenden Andrè Poggenburg gewartet. Weitzel geht nach ersten Gesprächen mit anderen Parteimitgliedern davon aus, dass rund ein Zehntel der derzeit 280 Mitglieder des Landesverbandes die AfD wieder verlassen werden. Im Kreisverband Mansfeld-Südharz, der 13 Mitglieder zählt, sei er bisher der einzige, der diesen Schritt gewählt habe, so der Landwirt.

Weitzel, der seine politische Grundhaltung als konservativ-liberal bezeichnet, hat nach eigenem Bekunden zuvor keiner anderen Partei angehört. Er sei aber immer politisch interessiert. Die Euro-kritische Haltung von Lucke habe ihn bewogen, in die AfD einzutreten. Nach seinen Worten hat er allerdings schon länger beobachtet, dass sachliche Kritik durch den Landesvorstand, mit Drohungen und Parteiordnungsverfahren beantwortet werde. „Dies ist für mich keine Form des demokratischen Ideenwettstreites“, so Weitzel.

„Extremistische Geisteshaltung“

Er befürchtet in Zukunft einen Schulterschluss der AfD mit den Leuten, die die islamfeindlichen Pegida-Demonstrationen auf die Beine gestellt haben. Weitzel beklagt zudem, dass Mitglieder des Landesvorstandes in den sogenannten „Facebookskandal“ verwickelt seien. Demzufolge sollen AfD-Führungskräfte in den sozialen Netzwerken ausländerfeindliche Sprüche und Aussagen verbreitet haben (die MZ berichtete).

„Die damit gezeigte Geisteshaltung habe ich schon seit langem als extremistisch bezeichnet“, so Weitzel, der in Thondorf einen bekannten Gutshof betreibt. Mit seinem Austritt aus der AfD hat er dazu aufgerufen, den Einzug dieser Partei in den Landtag zu verhindern. (mz)