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MZ-Rätselfoto MZ-Rätselfoto: Granate schlägt ins Haus ein

Von wladimir kleschtschow 01.08.2014, 06:19
Des Rätsels Lösung: Der ehemalige Gasthof „Zum grünen Jäger“ in Ulzigerode steht leer und verfällt.
Des Rätsels Lösung: Der ehemalige Gasthof „Zum grünen Jäger“ in Ulzigerode steht leer und verfällt. Klaus Winterfeld Lizenz

Ulzigerode/MZ - Einfach war das Fotorätsel vom 25. Juli nicht. Immerhin befindet sich das gesuchte Gebäude in einem sehr kleinen Ort. Doch geknackt wurde die Aufgabe trotzdem. Zum Beispiel vom erfahrenen Rätselfreund und Heimatinteressierten Ernst-Peter Schelm. Er nennt die Lösung: „Gasthof zum grünen Jäger“, Ulzigerode, und verweist auf eine lange Geschichte des Ortes, über die auch Cyriacus Spangenberg in seiner Mansfeldischen Chronica berichtet: „Oltzingerode oder Holtzingerode, eine kleine halbe Meile von Alderode (dahin es auch itzund pfarret) wird vor das älteste Dorf im Gerichte Arnstein gehalten. Ist auch etwa eben groß gewesen und eine eigene Kirche (in S. Peters Ehre geweihet), auch einen eigen Pfarrherrn gehabt. … So hat auch das Dorf seher abgenommen, daß vor hundert Jahren nicht mehr denn fünf Heuser alda standen. … Aber seit der Zeit hat sich dieses Dorf ziemlich wieder gebessert.“

„Ein groß Gewesser“

Schelm erwähnt ein Vorkommnis, das von Spangenberg beschrieben wird. „1520 ist den 26. August ein groß Gewesser gen Oltzingerode kommen, welches den leuten durch die Heuser gelaufen. Ist einem Manne daselbst zum Stubenfenster hineingefallen und das Haus umb geworfen, daß er mit Not sich und seine Kinder retten können. Denn kein Nachbar dem andern helfen konnte, dieweil jeder mit den Seinen zu thun.“

„Zum gesuchten Haus in Ulzigerode habe ich leider keine näheren Angaben in meinen Unterlagen gefunden“, gibt Ernst-Peter Schelm ehrlich zu. „Lediglich zwei kleine Teilkopien aus (leider undatierten) alten Ansichtskarten liegen mir vor.“ Er sei sich aber sicher, dass „wir von anderen Lesern wesentlich mehr zur Geschichte des Gasthofes erfahren“.

Fanatischer Deutscher feuert ab

Der Rätselfreund hat Recht. Beate Kulpe weiß zum Beispiel, dass die Gaststätte seinerzeit im Ort sehr beliebt war: „Nach getaner Arbeit ging man hin, um ein Bierchen zu trinken.“ Noch mehr berichtet Gerd Meister. Der ehemalige Ulzigeröder erinnert sich, dass der Gasthof „Zum grünen Jäger“ von der Familie Gebhardt betrieben wurde. „Im Objekt gab es auch einen kleinen Verkaufsladen“, schreibt der MZ-Leser. Früher sei hier auch eine Postagentur betrieben worden. „Unmittelbar nach dem Krieg wurde ein kleiner Saal angebaut“, weiß Gerd Meister. Hier habe es zahlreiche Tanzveranstaltungen, aber auch politische Zusammenkünfte gegeben. „Nebenbei betrieb die Familie noch eine kleine Landwirtschaft“, schreibt Meister.

Er verweist auf eine interessante Begebenheit: „Als 1945 die Amerikaner anrückten und es zu mehrstündigen Kämpfen kam, hat die Familie eine weiße Fahne gehisst. Daraufhin hat ein fanatischer deutscher Soldat eine Panzerfaust in das Gebäude gejagt. Die Wirkung der Granate wurde durch gelagerte Zuckersäcke gebremst. Noch heute sieht man die Einschussstelle.“

Nach Meisters Angaben wurde die Gaststätte bis 1936 von Leonhard Gebhardt betrieben, danach von dessen Sohn Otto. Da dieser im Krieg fiel, habe seine Witwe Ellen Gebhardt, die schwer asthmakrank war, den Betrieb weiter geführt und die Gaststätte später verkauft. Die Gaststätte sei ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt gewesen. „Wann hier das letzte Glas Bier eingeschenkt wurde, kann ich leider nicht sagen“, so Gerd Meister. Das Haus sei die einzige Gaststätte im Ort gewesen,“ schreibt Peggy Kulpe. Nachdem die Gaststätte geschlossen wurde, sei ein Kinderclub im Gebäude untergebracht gewesen.

Heute stehe das Haus leer, bemerkt Helmut Fritsche. „Die Einwohner des kleinsten Ortes bedauern das sehr“, weiß A. Gottschalk. „Der Ort hat 200 Einwohner“, berichtet er weiter. „Eine kleine evangelische Kirche, die baufällig ist, wird vom Förderverein so gut es geht gepflegt. Der Gottesdienst findet nur noch zu Weihnachten und zu besonderen Anlässen statt.“

Gerd Müller gewinnt

Da alle Antworten richtig waren, musste das Los über den Gewinner entscheiden. Gerd Müller hatte Glück und ist nun um 30 Euro reicher. Er hatte seine Antwort im MZ-Service-Center Hettstedt, Luisenstraße 18b, abgegeben. Dort kann das Geld abgeholt werden.