Muthesius-Haus in Feist Muthesius-Haus in Feist: Atelier in Orangerie geplant

Freist/MZ - „Unser Haus“, sagt Ringo Skibbe, „ist das einzige von Muthesius, das komplett mit den Außenanlagen erhalten ist.“ Der 47-jährige Unternehmer wohnt seit 1998 mit seiner Familie im Freister Ortsteil Zabitz - in dem Gutshaus, das 1910/11 nach Plänen von Hermann Muthesius erbaut wurde. „Muthesius war einer der bedeutendsten Architekten seiner Zeit“, sagt Skibbe. „Sein Ziel war die Einheit von innen und außen. Das heißt, die Wohnqualität sollte sich im Garten fortsetzen.“ Und genau da liegt heute das Problem. Denn Skibbe und seine Frau Andrea haben zwar das große Haus saniert und originalgetreu wiederhergestellt - „wir haben alles selbst gemacht, sonst wäre es unbezahlbar gewesen“ -, der Garten freilich liegt mehr oder weniger brach. Was schlicht an der Grundstücksgröße von rund 15 000 Quadratmetern liegt. „Früher waren hier ja drei Gärtner angestellt“, so Skibbe. „Wir schaffen das nicht allein, schließlich sind wir beide berufstätig.“ Der seit der Wende selbstständige Unternehmer befasst sich mit Technologietransfer und Projektentwicklung für die Gummi-Industrie, seine Frau ist Agraringenieurin und arbeitet in einer Behörde.
Hilfe kommt nun aus Eisleben: Der Bürgerverein - der ehemalige Verein „Freunde des Alten Vikariats“ - hat gemeinsam mit dem Besitzer ein Projekt entwickelt, die Gartenanlage des Muthesius-Hauses zu rekonstruieren. Hintergrund sei, so Vorsitzender Hartmut Lauenroth, dass mit der Sanierung des Alten Vikariats in Eisleben der ursprüngliche Vereinszweck erreicht worden sei. „Die Mitglieder haben sich aber einstimmig gegen eine Auflösung ausgesprochen.“ So habe sich der Verein in Bürgerverein Lutherstadt Eisleben umbenannt und seine Ziele „weiter gefasst“. Unter anderem wolle man Bildung, Kunst und Kultur, Natur- und Umweltschutz sowie Denkmalpflege fördern - und zwar nicht nur in Eisleben, sondern auch in der Region. Über persönliche Kontakte kam es schließlich zu dem Engagement in Freist - „unser erstes größeres Projekt“. „Wir haben einen Nutzungsvertrag mit dem Besitzer abgeschlossen“, sagt Lauenroth. Der Verein werde künftig in dem Garten regelmäßig Veranstaltungen ausrichten. In diesem Jahr soll es zum Beispiel zum Tag des offenen Denkmals im September Konzerte sowie einen Vieh- und Bauernmarkt geben.
Wie der Vorsitzende sagt, seien die beantragten Mittel bereits bewilligt. Land, Bund und EU fördern das Projekt im Rahmen des so genannten Leader-Programms. Mitte Juli sollen die Arbeiten beginnen. Geplant sei, so Skibbe, das originale „Rosenparterre“, einen umlaufenden Laubengang, den Springbrunnen und die alten Wege wieder herzustellen. Außerdem sollen an dem kleinen Gutshaus-Anbau, der „Orangerie“, die zugemauerten, aber noch erkennbaren Bögen geöffnet und mit Flügeltüren versehen werden. Der Anbau soll als Künstler-Atelier genutzt werden.
Zu DDR-Zeiten, als in dem Gutshaus ein Kinderheim untergebracht war, befanden sich auf dem Außengelände unter anderem ein Spielplatz, ein Volleyballfeld, ein Wäschetrockenplatz und ein Freibad. Skibbe hat dies alles bereits zurückgebaut. Auch einige der alten Stützmauern hat er freigelegt und rekonstruiert. „Muthesius hat mit den Mauern das natürliche Relief gestützt“, so Skibbe. Einige Jahre habe es regelmäßig Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für die Pflege der historischen Gartenanlage gegeben - mit Unterstützung durch die Gemeinde und den Landkreis. „Das hat immer sehr gut funktioniert“, so Skibbe. „Für uns war das auch eine Anerkennung der vielen Arbeit, die wir selbst geleistet haben.“ Leider sei die Anlage vor zwei Jahren aus dem „Gartenträume“-Projekt des Landes herausgefallen. So sei die Idee entstanden, mit einem Verein zusammenzuarbeiten. „Wir wollen das Haus und den Garten einfach nur erhalten. Wir stecken hier alles hinein, was wir haben.“ Ein ganz wichtiger Partner sei dabei stets Volker Büttner von der Denkmalschutzbehörde des Landkreises gewesen. „Das ist ein Praktiker mit immensen Erfahrungen“, lobt Skibbe, „ein Denkmalpfleger, wie man ihn sich nur wünschen kann.“