Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Ein Nachfahre des «Mohren»
wippra/MZ. - Wahrscheinlich wurde es gestohlen, wie andere Dinge auch, die seinerzeit Eindringlingen in der verwaisten Burg von Wert erschienen.
Doch die dargestellte Szene zeigt ein Ereignis, das tatsächlich verbürgt ist: die Hochzeit eines Mohren, die auf der Rammelburg im Jahr 1681 stattgefunden hat, wie eine Urkunde belegt. Das Glasfenster wurde zwar erst 1868 in Berlin im Auftrag des damaligen Schlossherrn von Friesen gefertigt, was jedoch an dem historischen Fakt der Hochzeit nichts ändert.
Mathias Mohr, der genau 300 Jahre nach dem besagten Ereignis in Eisleben das Licht der Welt erblickte und heute in Blankenheim wohnt, hätte das Fenster gar zu gern einmal im Original gesehen oder wenigstens ein Foto davon, wie sich denken lässt. Schließlich gehört die Darstellung für den 31-Jährigen zur Familiengeschichte, die mit August Friedrich Wilhelm Sebastian Mohr beginnt, der 1681 auf der Rammelburg Dorothea Neukamm aus Wippra das Ja-Wort gab. Von ihm weiß man nur, dass er von der Insel Malta stammte und als Koch und "Tafeldecker" im Dienste der Familie von Stammer stand, der seinerzeit die Rammelburg gehörte.
Die Verbindung zu dem "Mohren von Rammelburg" ist Mathias Mohr, der in der Eisleber Bahnhofstraße als Immobilienmakler und Hausverwalter tätig ist, erst vor drei Jahren bewusst geworden, als er im Wippraer Pfarramt einmal schauen wollte, wie weit sich die Ahnen seines 1895 in Wippra geborenen Urgroßvaters zurückverfolgen lassen. Dabei ging es viel weiter zurück, als er dachte. Bis zur "Mohrenhochzeit" von 1681.
"In zwei Stunden war die ganze Familiengeschichte geklärt", sagt er rückblickend. Im Wippraer Kirchenbuch fand er Angaben über zehn Generationen seiner Vorfahren und konnte belegen, dass die Familiengeschichte mit eben jener Hochzeit von 1681 beginnt.
Der Vorfahre August Friedrich Wilhelm Sebastian Mohr, der ungefähr im Jahr 1644 auf Malta geboren wurde und 1707 auf der Rammelburg starb, verdankt seinen Namen ohne Zweifel seiner dunkleren Hautfarbe, die ihn von den Einheimischen unterschied. Deshalb wurde er allgemein als "Mohr" bezeichnet.
Warum und wieso er auf die Rammelburg kam, darüber sagen die Quellen nichts. "Ich denke, den haben sie auf dem Schloss als schmückendes Beiwerk gehabt", vermutet der Nachfahre unter Hinweis darauf, dass die Rammelburg seinerzeit ein pietistisches Zentrum war und auch mit dem Namen August Hermann Francke verbunden ist, dem Gründer der Franckeschen Stiftungen in Halle. Nur schade, dass das Fensterbild verloren gegangen ist.
Mathias Mohr glaubt nicht daran, dass er das Fenster jemals im Original zu Gesicht bekommen wird. Er würde sich schon freuen, wenn sich ein besseres Foto auftreiben ließe als jenes, das auf einer alten Ansichtskarte der Rammelburg zu finden ist. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar gering, da macht er sich überhaupt nichts vor, aber vielleicht hat doch mal jemand das Fenster fotografiert. Man kann ja mal fragen und es wenigstens versuchen, sagt Mathias Mohr, der voriges Jahr seinen Sohn am liebsten auf der Rammelburg hätte taufen lassen.
Da das nicht möglich war, fand die Taufe in der Wippraer Marienkirche statt. Hans-Martin Kohlmann, der als Pfarrer von Wippra gleichzeitig Schlosskaplan der Rammelburg ist, taufte den jüngsten Spross der Mohrenfamilie auf den Namen Paul Oskar.