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Immobilie Rammelburg Immobilie Rammelburg: Schlossherr gibt Rätsel auf

Von Wolfram Bahn 22.02.2016, 09:41
Das eiserne Tor zur Rammelburg ist seit 15 Jahren verrammelt. Nun sucht ein Insolvenzverwalter nach einem Käufer für das Schloss.
Das eiserne Tor zur Rammelburg ist seit 15 Jahren verrammelt. Nun sucht ein Insolvenzverwalter nach einem Käufer für das Schloss. Jürgen Lukaschek

Rammelburg - Das Trauerspiel um die Rammelburg hat eine neue Wendung genommen. Bislang ging man davon aus, dass eine Leipziger Immobiliengesellschaft noch immer der Besitzer des „Märchenschlosses“ im Wippertal ist. Sie hatte das stattliche Anwesen im Jahre 2000 für 370.000 D-Mark ersteigert. Später erwarben die Sachsen auch Nebengelass und den umliegenden Waldbestand. Doch die Gesellschaft ist im Nirwana verschwunden. Dafür ist jetzt ein Düsseldorfer Zahnarzt als neuer Eigentümer der Rammelburg aufgetaucht. Allerdings ist auch der inzwischen pleitegegangen und hat sich nach England abgesetzt.

Suche nach Lösung für die Immobilie

So lauten jedenfalls die letzten Informationen von Paul Fink, einem Fachanwalt aus Düsseldorf, der als Insolvenzverwalter über das Vermögen des Zahnarztes eingesetzt wurde. „Das Schloss scheint vom Schuldner gekauft worden zu sein“, bestätigte der Anwalt auf Anfrage der MZ. Die Hintergründe seien ihm nicht bekannt. Auch kennt er die ganze Vorgeschichte des Schlosses nicht, das seit mehr als 20 Jahren leer steht und immer mehr verfällt. Der Rechtsanwalt, der auf der berühmten Königsallee in Düsseldorf sitzt, sucht nach eigenem Bekunden nach einer „tragfähigen Lösung für die Immobilie“. Zu denen, die schon lange ein Auge auf die Rammelburg geworfen haben, gehört eine Gruppe von Bürger aus der Region. Sie will das Schloss, das im Renaissancestil erbaut wurde, wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen. Einer davon ist Christian Dittrich aus Bräunrode. „Mir blutet jedes Mal das Herz, wenn ich von der Klausstraße aus auf das Schloss hinunterblicke“, sagt er. Zu gern würde er die Rammelburg mal selbst in Augenschein nehmen. Doch das Eingangstor ist verriegelt.

Es ist verboten, das Grundstück zu betreten. Einzig ein „Herr Lehmann“ komme ab und zu, um nach dem rechten zu sehen, so Dittrich. Der Heilpraktiker hat inzwischen einige Mitstreiter um sich geschart, die nicht nur auf die Spur des neuen Besitzers gekommen sind. Sie haben eine Interessengemeinschaft gegebildet und sind auch schon mit dem Insolvenzanwalt in Kontakt getreten. Der Bürgerinitiative aus der Region schwebt vor, eine Stiftung zu gründen und die Rammelburg zu sanieren. Gleichwohl wissen alle, wie teuer der Spaß wird. Dittrich geht von fast 50 Millionen Euro aus, die man braucht, um das fast 9 000 Quadratmeter große Areal wieder herzurichten. Der Verfall ist fortgeschritten. In den Schlossgebäuden ist kaum noch etwas vorhanden. Alles, was man zu Geld machen konnte, wurde herausgerissen. Auch wertvolles Interieur ist im Laufe der Zeit verschwunden.

Schwieriges Unterfangen

Zwar wurde das Dach des Hauptgebäudes vor 15 Jahren ausgebessert, aber an einigen Stellen tropft es schon wieder durch, hat Dittrich erfahren. Dazu kommt, dass die Immobilie im Grundbuch mit einer Hypothek von zwei Millionen Euro belastet sei, wie er inzwischen herausgefunden hat. Das alles macht das Unterfangen noch schwieriger. Die Zeit drängt, so der Bräunröder, der hofft, zum Zuge zu kommen. Der Insolvenzverwalter winkt jedoch ab: „Ein Ein-Euro-Geschäft ist mit mir nicht zu machen.“ Für ihn kommen nur Interessenten in Frage, die neben Geld ein vernünftiges Konzept vorlegen können, das den Denkmalschutz und die Bedeutung des Schlosses als Kulturgut berücksichtigt. Doch da hat bisher noch keiner angeklopft. (mz)

Der Verfall ist auch beim Nebengelass deutlich sichtbar.
Der Verfall ist auch beim Nebengelass deutlich sichtbar.
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