Gans Martin Gans Martin: Hettstedter Florian Zieske hat einen besonderen Begleiter

Hettstedt - Es hat sich herumgesprochen: Wenn der 19-jährige Florian Zieske Freunden oder Nachbarn in der Hettstedter Novalisstraße begegnet, ist er meist nicht allein unterwegs: „Ach, hast du Martin wieder mit dabei“, sagt eine Frau von nebenan. Schlägt Florian auf seinem Weg eine andere Richtung ein, watschelt ein Tier treu hinter ihm her. „So geht das die ganze Zeit“, sagt der junge Hettstedter, hockt sich hin und reicht dem flauschigen Freund an seiner Seite gezupftes Gras.
Vier Wochen alte Gans ist auf Hettstedter geprägt
Martin ist eine kleine Gans. Vier Wochen alt. Sie, auf den 19-Jährigen geprägt, folgt ihm auf Schritt und Tritt. „Meine Stimme war die erste, die er gehört hatte“, sagt Florian Zieske. Er war die erste Kontaktperson, nachdem das Tier geschlüpft war. In einer Brutmaschine im Keller hat er sieben Gänse-Eier ausgebrütet - weil die Gans in Zieskes Garten sie nicht ausbrüten wollte, wie er erzählt.
Nur aus einem der sieben Eier schlüpfte ein Gänseküken. „Ich musste bei der Geburt etwas helfen, da das Ei nicht vollständig aufging“, erzählt der junge Gänse-Papa. Die kleine Gans, die herauskam, nannte er Martin. „Einfach weil es sich gut anhört.“ Das Geschlecht könne derzeit noch nicht bestimmt werden.
Das Tier hat Florian Zieske aufgezogen, vorwiegend im Keller. „Martin ist nicht stubenrein“, schmunzelt er. Im Keller hat Rotlicht für kuschelige Wärme gesorgt. „Damit er nicht erfriert.“ Aus dem selben Grund habe er Martin die erste Zeit auch nicht länger als eine halbe Stunde im Freien gehabt.
Erfahrungen mit Gänseaufzucht
Der 19-Jährige kennt sich mit der Gänseaufzucht aus. Weil seine Eltern schon viele Jahre die Tiere im Garten halten. „Für den Eigenverbrauch“, meint er lachend. Darum wusste Florian, welches Futter er besorgen muss: „Kükenaufzuchtfutter und dazu gibt es ein hartgekochtes Ei und Brennnessel für Martin.“
Doch was macht man mit einer Gans, die einem dann ständig hinterherläuft? Der Gänse-Papa hat sich Zeit für sie genommen. „So wie es mir möglich war“, sagt der Hettstedter, der derzeit eine Ausbildung macht. Nachmittags unternehmen die beiden manchmal etwas gemeinsam - fahren beispielsweise zusammen zum Baden.
Florian zeigt, wie es geht: Er hilft Martin ins Auto. Der nimmt im Fußraum auf der Beifahrerseite Platz. „Er verhält sich dort ruhig.“ Es geht ans Hettstedter Tonloch, eine ehemalige Grube, die jetzt ein Teich ist. Seerosen schwimmen darauf. Das Wasser ist nicht klar. „Macht nichts“, sagt Florian. Schon des Öfteren seien sie dort zum Schwimmen gewesen. Aus dem Auto ausgestiegen, führt der Weg etwas verschlungen zu einem Steg. Florian läuft vorneweg, Martin watschelt nebenher. Raus aus den Sachen. Rein ins Wasser.
Gans Martin weicht Ziehpapa im Wasser nicht von der Seite
Als Florian die ersten Züge nimmt, sieht die kleine Gans zu, dass sie ihm schnell hinterher kommt. Meist bewegt sich Martin direkt an seiner Seite oder an seinem Rücken. „Das Tier klettert auch manchmal auf mich drauf.“ Kürzlich führte ihre Bade-Reise etwas weiter weg, erzählt er weiter. Beide waren mit Florians Freundin, die nach seinen Angaben Martin auch nett findet, in Beesenlaublingen zum Baden. „Sonst wird man da ja nicht angesprochen. Aber als wir mit Martin dort waren, kamen einige.“ Sie haben für Aufsehen gesorgt.
Dass die kleine Gans so eine treue Seele ist und ihm folgt, hätte er nicht gedacht, sagt Florian Zieske. „Ich schaffe es aber zeitlich kaum noch, mich mit Martin zu beschäftigen“, fügt er an. Darum will er nun versuchen, das Tier an eine andere Gans zu gewöhnen. Die hat er sich in der vergangenen Woche besorgt, fünf Wochen alt. Geschlecht ebenfalls noch unbekannt. Und bisher auch namenlos.
Für Martin und seinen neuen Freund hat der Hettstedter unweit des Hauses ein kleines Laufgehege mit Bassin und Stall gebaut. Einige Nächte haben sie nun schon draußen verbracht. „Wenn es den Anwohnern zu laut wird, muss ich mir was anderes überlegen“, sagt der Hettstedter. Aber eines stehe fest, fügt er an: „Martin wird nicht geschlachtet.“ Bei soviel Nähe könne er das nicht übers Herz bringen. (mz)
