Ehemaliges Rittergut in Gerbstedt Ehemaliges Rittergut in Gerbstedt: Wie wird der Neubau finanziert?

Gerbstedt - Der Gebäudekomplex auf dem ehemaligen Rittergut in Gerbstedt, in dem Praxen, Wohnungen und eine Mehrzweckhalle entstehen, wächst und wächst. Doch hinter den Kulissen rumort es. Offenbar trauen einige Bürger der Einheitsgemeinde den Aussagen von Bürgermeister Siegfried Schwarz (CDU) nicht, dass es sich bei der Finanzierung des Objektes um eine „Nullnummer für die Stadt“ handelt, wie er immer sagt. Auf Anfrage der MZ hat er nun die Zahlen offengelegt.
Ratsbeschluss für Bauvorhaben schon im Jahr 1999 gefasst
Schwarz betont, dass es das Vorhaben, ein Gemeindezentrum in Gerbstedt zu errichten, schon seit Jahren gibt. „Ein Beschluss des Rates stammt aus dem Jahr 1999. Da war Gerbstedt noch selbstständig.“ Ein Zentrum, unter anderem mit Bowlingbahn und Fitnesscenter, sollte entstehen. „Aufgrund der Finanzmisere der Kommune haben wir dann aber völlig umgedacht“, so Schwarz. Und heraus kam ein Gebäudekomplex mit Mehrzweckhalle auf der einen Seite sowie Praxis-, Büro- und Wohnräumen auf der anderen Seite.
3,6 Millionen Euro teuer ist dieses Vorhaben und wird gefördert. Der Löwenanteil des Geldes - 2,4 Millionen Euro - kommt aus der Städtebau-Förderung. Die restlichen 1,2 Millionen Euro müsste eigentlich die Stadt zahlen. Da die das Geld nicht hat, hat sie die Sachsen-Anhaltinische Landesentwicklungsgesellschaft mbH (Saleg), einen Treuhänder, mit dem die Stadt schon seit 1993 zusammenarbeitet, ins Boot geholt.
Durch Mieteinnahmen sollen die Raten gezahlt werden
Die Saleg habe einen Kredit in Höhe der 1,2 Millionen Euro aufgenommen und die Stadt Gerbstedt zahle diesen über 23 Jahre zurück, so Schwarz. Die Zinsen belaufen sich auf etwas mehr als ein Prozent auf die Gesamtsumme. Die Tilgung des Kredits soll mit dem Tag der Schlüsselübergabe beginnen, also wohl Anfang 2017. Vereinbart wurde eine vierteljährliche Ratenzahlung. Die Rate beträgt rund 14.200 Euro.
Doch kann die Stadt diese Einnahmen mit dem Objekt eigentlich auch erzielen? „Wir haben sogar mehr Einnahmen, als wir brauchen“, sagt Schwarz. Insgesamt vier Wohnungen seien vermietet, zu einem Kaltmietpreis von 6,50 Euro pro Quadratmeter. Einnahmen von rund 1.600 Euro monatlich würden da erzielt. Dazu kämen die Mieten aus einem Büro- sowie drei Praxisräumen. Macht insgesamt rund 5.300 Euro pro Monat.
Zudem sollen Einnahmen aus der Vermietung der Mehrzweckhalle kommen. Aus den Mehreinnahmen, die die Stadt erzielt, soll eine Instandhaltungsrücklage, beispielsweise für Reparaturen, gebildet werden. „Es ist eine runde, tolle Geschichte“, sagt der Bürgermeister und fügt an: „Bei dem Projekt geht es nicht um mich. Der Gerbstedter Stadtrat war 1999 für das Projekt und ich bin froh, dass es nun umgesetzt werden kann.“ (mz)