1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Hettstedt
  6. >
  7. Denkmal in Friedeburgerhütte: Denkmal in Friedeburgerhütte: Aufregung um Kornflaschen

Denkmal in Friedeburgerhütte Denkmal in Friedeburgerhütte: Aufregung um Kornflaschen

Von Jörg Reiber 01.10.2014, 19:01
Herbert Lange (2.v.r.) erklärt das Bauvorhaben.
Herbert Lange (2.v.r.) erklärt das Bauvorhaben. Reiber Lizenz

Friedeburgerhütte - Damit hat keiner gerechnet: Eine der beiden verbliebenen Kornflaschen in Friedeburgerhütte ist eingestürzt. Die Kommune wollte eigentlich nur das einzigartige Denkmal sichern und den weiteren Verfall stoppen. Dabei ist das Malheur passiert.

Auslöser war das Eindringen von Magnesiumsulfat in das Mauerwerk. Herbert Lange, der zuständige Baugutachter, hatte festgestellt, dass dadurch die Fugen beschädigt wurden sind. „Das kann nur von außen eingedrungen sein“, erklärte er am Mittwoch den Vertretern vom Ortschaftsrat Friedeburgerhütte, der Stadt Gerbstedt und der Denkmalschutzbehörde des Landkreises, die sich ein genaues Bild von dem Vorfall machen wollten.

Die Kornflaschen sind unterirdische flaschenförmige Silos, in denen für die damaligen Bergarbeiter Getreide gelagert wurde. Sie sind zwischen 1830 und 1848 erbaut worden. Bei einer Höhe von etwa neun Metern beträgt der Durchmesser rund 4,50 Meter. Erhalten waren noch Reste von zwei Kornflaschen. Ursprünglich sollen sich dort 13 dieser Getreidesilos befunden haben, die beim Lehmabbau entdeckt worden sind.

Nach Ansicht des Baugutachters ist das Magnesiumsulfat Rückstand von Düngemitteln aus der Landwirtschaft. Auch seien die Schlackesteine, mit denen die Kornflaschen gebaut wurden, von außen bereits recht angegriffen. Darum sei schnelles Handeln notwendig gewesen. Das hat sich nun wohl gerächt. Nachdem jüngst um die Kornflasche herum ausgeschachtet worden war, ist eine noch am gleichen Abend eingestürzt.

„Hier ist ein in Europa einzigartiges Kulturdenkmal zerstört worden“, beklagten die Vertreter der Denkmalschutzbehörde. Sie waren ungehalten darüber, dass die Reparaturarbeiten nicht mit ihrer Behörde abgesprochen worden sind. Warum, das konnte bisher nicht geklärt werden. Zumindest einigten sich alle Beteiligten darauf, dass nun die Reste erst einmal gesichert und mit Planen abgedeckt werden sollen. Gleichzeitig brachte Ortsbürgermeister Detlef Matthews eine ganz neue Rekonstruktionsvariante ins Gespräch. Er will die Kornspeicher nicht mehr so offen wie bisher dastehen lassen. „Wir sollten die Flaschen komplett verschließen, wie sie es ursprünglich waren, als sie noch unterirdisch lagen“, meinte er. Lediglich einen Eingang in Form einer Gittertür sollten die beiden einzigartigen Bauwerke bekommen. Grundsätzlich stieß das Vorhaben auf Zustimmung unter den Anwesenden.

Genehmigung notwendig

Ein solches Vorhaben müsse allerdings von der Landesbehörde für Denkmalschutz genehmigt werden, der Landkreis könne das nicht, hieß es. Am 14. Oktober treffen sich alle Beteiligten noch einmal in Friedeburgerhütte mit einem Vertreter der Landesbehörde. Bis dahin sollen der Baugutachter und die bauausführende Firma ein Konzept vorlegen, wie man die seltenen Kornflaschen wieder aufbauen kann. Vor allem aber fehlen für die Idee von Matthews noch Schlackesteine mit einer Kantenlänge von rund 26 Zentimetern. Nach einer ersten Schätzung werden davon rund 1 500 Stück benötigt.

Monika Ost vom Ortschaftsrat will zudem in der nächsten Sitzung das Thema Haftung der Baufirma aufgreifen. „Ich bin schon von einigen Einwohnern darauf angesprochen worden, ob der Schaden nicht eine Sache für deren Haftpflichtversicherung ist“, sagte sie. (mz)