Auftritt in Eisleben Auftritt in Eisleben: Kabarettist Schmickler kennt keine Tabus

Eisleben - Aus dem Fernsehen kennen ihn alle, die sich zu den Fans der WDR-Sendung „Mitternachtsspitzen“ zählen. Mit den Worten „Aufhören! Aufhören, Herr Becker!“ beginnt dort immer sein bissiger Schlussmonolog, der den Wortakrobaten der Spitzenklasse fast an die Grenzen der menschlichen Stimme führt.
Wilfried Schmickler wurde 2009 mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet. 2001 hatte er ihn schon als Mitglied der Gruppe „3-Gestirn“ erhalten. 2007 bekam er den Deutschen Kabarettpreis. Im gleichen Jahr wurde Schmickler mit dem Sonderpreis beim „Prix Pantheon“ geehrt. 2010 konnte er den „Salzburger Stier“ in Empfang nehmen, 2013 Tegtmeiers Ehrenpreis.
Am Mittwochabend konnte das Publikum im Eisleber Theater den Kabarettisten Wilfried Schmickler endlich einmal live erleben. Und es war begeistert - wie auch der lange Schlussapplaus deutlich machte.
Moralist in schwarz
In dunkler Kleidung steht der mittlerweile 60-jährige Moralist auf der Bühne vor einem Pult, um Gott und der Welt die Leviten zu lesen. Und er macht dabei - so wie es alle erwartet haben - vor niemandem halt. So bekommt „Mutti“ Angela Merkel von der CDU genauso ihr Fett weg („Sie wird die einzige Kanzlerin in Deutschland werden, die nichts sagt, auch wenn sie etwas sagt.“) wie „Bundesprediger“ Joachim Gauck, „Möpsi“ Sigmar Gabriel von der SPD oder die untergegangene Piratenpartei, „die sich im Netz total verheddert hat“.
Auch Fifa-Präsident Sepp Blatter, der selbsterklärte Chefaufklärer, muss Hohn und Spott über sich ergehen lassen. Selbst am dauertelegenen Schlager- und Werbestar Helene Fischer („Atemlos durch die Nacht“) lässt Schmickler kein gutes Haar: „Neulich habe ich eine Sendung über die schönsten Baggerseen in Nordrhein-Westfalen gesehen. Wissen Sie, wer gewonnen hat: Helene Fischer“, ruft er in den gut gefüllten großen Theatersaal.
Auf Seite 2 erfahren Sie, was Wilfried Schmickler am Bundestag kritisiert.
Da sind ihm die Lacher ebenso sicher wie bei seiner scharfzüngigen Kritik am Bundestag, der die „hohe Kunst des parlamentarischen Wachkomas pflegt“, so Schmickler, der einst als Schülersprecher seine ersten demokratischen Erfahrungen sammelte. Nach Zivildienst und Theatergruppe landete er 1992 schließlich bei „Mitternachtsspitzen“ des Kölner Urgesteins Jürgen Becker. Zusammen mit Uwe Lyko (bekannt auch als Herbert Knebel) verkörperte er dort viele Jahre lang das Kult-Duo Loki & Smoki.
Talentierter Witze-Erzähler
Schmicklers komödiantisches Talent blitzt auch in Eisleben besonders auf, wenn er Witze erzählt. Beispielsweise über den Papst, der auf einem Fluss mit einem Boot plötzlich „abtreibt“. Keine Gnade kennt er mit Pegida-Mitbegründer Bachmann. Der fürchte sich doch nur vor einem Islamistischen Gottesstaat, weil er Angst habe, dann als vorbestrafter Krimineller gesteinigt zu werden, lästert Schmickler. Da weiß er noch nicht, dass Bachmann wegen einer Hitler-Pose gerade zurückgetreten ist. (mz)