Verunglückte Schwimmerin gestorben Welche gefährlichen Altlasten lauern im Hufeisensee in Halle?
Der Sprung einer jungen Frau in den Hufeisensee in Halle hat ein tragisches Ende genommen. Welche Gefahren gibt es noch in dem Gewässer?

Halle (Saale)/MZ - Der Badeunfall am Hufeisensee hat einen traurigen Ausgang genommen. Gerade einmal 26 Jahre alt war die Frau, die sich am vergangenen Samstagmorgen beim Sprung in den Hufeisensee im Bereich des Zugangs Wallendorfer Straße schwer verletzt hatte. Mit Verletzungen am Oberkörper, die sie sich nach ersten Erkenntnissen an einem Metallgegenstand im See zugezogen hatte, war sie ins Krankenhaus gebracht worden, wo sie behandelt wurde. Am Mittwochnachmittag erklärte nun ein Polizeisprecher auf MZ-Nachfrage, dass die Verunglückte verstorben ist. Die Polizei hat die Todesursachenermittlung aufgenommen.
Seit Jahren ist das Baden im See zwar nicht gestattet, allerdings halten sich viele Gäste nicht daran - zumal der benachbarte Golf- und Freizeitpark ebenfalls zahlreiche Besucher anlockt. Die Stadt verweist zwar auf das Badeverbot - allerdings bezieht sich das auf Schadstoffe, die über das Grundwasser in den See gelangen. Von gefährlichen Schrottteilen im ufernahen Wasser hat bislang keiner gesprochen.
Altlasten aus Tagebauzeiten im Hufeisensee Halle
Angesichts des schweren Badeunfalls und der vielen Schwimmer an heißen Tagen stellt sich eine drängende Frage: Was liegt am Grund des Hufeisensees? Und welche Gefahr geht davon aus? Muss die Stadt jetzt durchgreifen, wenn derart große Sicherheitsrisiken bestehen?
Dem Ratshof ist bekannt, dass am Grund des Sees Hinterlassenschaften aus früheren Tagebauzeiten lagern. Doch was genau sich unter der Oberfläche alles verbirgt, ist der Stadt im Detail nicht bekannt. „Wir scannen den See nicht ab“, so Drago Bock am Mittwoch. Gleichwohl kündigte er am Vormittag an, dass der Unfall geprüft werde. Da war der tödliche Ausgang noch nicht bekannt.
Betroffen und schockiert reagierte Sven Thomas, Geschäftsführer der DRK-Wasserwacht, auf die Nachricht vom Tod der jungen Frau. Verletzt haben könnte sie sich aber nicht an Überresten aus Tagebauzeiten, denn die befänden sich weit in der Tiefe, sondern an Schrott wie alten Mopeds, Fahrrädern oder Verkehrsschildern, die dort illegal im Uferbereich entsorgt werden. „Wir haben im vergangenen Jahr auf eigene Initiative zwei Mal einen Teil des Uferbereichs von Unrat, Schrott und Müll befreit“, so Thomas. Im Seebereich, der unter Wasser grabenartig eine Tiefe bis zu 28 Meter erreiche, befänden sich zahlreiche Maschinenteile, ganze Häuserruinen und aufrecht stehende Bäume, so Thomas, der erst kürzlich selbst beim Tauchen gegen einen stehenden Baum geprallt ist.
DRK bietet erneut Hilfe an

„Unter Wasser gibt es inselförmige Strukturen, die einst bewachsen waren“, so der Rettungs- und Tauch-Experte. Für Taucher seien diese Objekte eine Attraktion; den Badebetrieb indes - ob nun erlaubt oder verboten - würden sie nicht beeinträchtigen. Ebenso wenig sieht Thomas eine Gefahr durch einlaufende Schadstoffe. „Die sind marginal und treten ohnehin nur an zwei bekannten Stellen und vor allem im Winter auf“, so Thomas, der sagt, die Wasserwacht habe der Stadt bereits angeboten, sowohl ein Schadstoff-Gutachten (in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut) zu erstellen als sich auch um den Hufeisensee längerfristig zu kümmern. Dazu müsste es aber ein Konzept, zum Beispiel auch mit der Ausweisung von Bade- und Gefahrenstellen, geben. Doch offenbar wolle die Stadt den Ist-Zustand nicht verändern, um sich Ärger und Arbeit zu ersparen. Baden, sagt Thomas, werden die Menschen im Hufeisensee immer.