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Wasserspringen Wasserspringen: Die Angst vor dem tiefen Fall

Von Petra Szag 30.01.2013, 21:37

Halle (Saale)/MZ. - Der Nationalmannschafts-Lehrgang ist Tradition vor dem Saison-Aufgalopp, auch im WM-Jahr 2013. Deshalb wurden die Kandidaten für die Titelkämpfe im Juli in Barcelona und auch sämtliche Hoffnungsträger für Nachwuchsmeisterschaften im Neustädter Team-Hotel bei einer Fortbildung durch die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada gebrieft und über deren Regularien auf den neuesten Stand gebracht.

Auch vom Pokalausrichter SV Halle waren in der illustren Runde einige Springer dabei. Tatsächlich aber sind die WM-Chancen der Athleten des Stützpunktes Halle gering wie nie. Denn Katja Dieckows Karriere neigt sich dem Ende zu. Die zweifache Vize-Europameisterin und WM-Fünfte von 2011, die für den SV zuletzt bei allen Höhepunkten einschließlich Olympia dabei war, hat im September an der Universität in Potsdam eine Doktorandenstelle angetreten. Diese lässt wochentags nur in den Abendstunden Akrobatik-Training bei den Brandenburger Judoka zu - auf dem Trockenen. Für die Sprünge ins Wasser in Halle bleiben nur die Wochenenden.

Ob das ausreicht, um sich im verbandsinternen Kampf um die WM-Tickets durchzusetzen, wird sich erst zeigen müssen. Allerdings noch nicht jetzt am Wochenende beim Hallorenpokal. "Letzte Woche lag ich flach, konnte gar nichts machen, frühestens in gut zwei Wochen nach den deutschen Meisterschaften in Berlin weiß ich, was möglich ist", sagt die 28-Jährige zurückhaltend.

Halles zweiter Kader-Athlet, Florian Fandler, trainiert seit Jahren in einer Gruppe von Turmspezialisten in Dresden. Er tritt für den SV an, doch an den Olympia-Zweiten Patrick Hausding und Sascha Klein kommt er nur schwer vorbei.

Bleiben an dem Stützpunkt, der einst die Olympiasieger Falk Hoffmann und Martina Jäschke oder Vizeweltmeister Andreas Wels hervorgebracht hat, noch C- und D / C-Kader wie Diana Yaakoob oder Felicitas Richter. "Das sind zweifellos Talente", stellt Buschkow klar. Doch es sind 14-Jährige, die noch Zeit brauchen, um oben anzukommen, die erst noch die - wie Buschkow sie nennt - sehr langwierige "Tippel-Tappel-Tour" durchlaufen und sich hocharbeiten müssen.

Auch bei den Jungen gibt es mit Nico Herzog oder Carlo Strauß durchaus veranlagte Nachwuchsspringer. Doch Buschkow fordert, dass für den Nachwuchs in Halle nun auch entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Und damit meint er vor allem die Sportschule, die schon früh eine zeitliche Streckung der Schulzeit ermöglichen soll. Genau das war bei Carlo und Tina Leuchte nicht möglich. Auch deshalb gingen die beiden 15-jährigen Hoffnungsträger, die größten Talente des Stützpunktes, zu Schuljahresbeginn nach Dresden. "Das ist zweifellos ein Schlag ins Kontor", findet Buschkow, eine Lücke, die vom Verein sicher nicht so schnell zu schließen sein wird.

Bleibt der bange Blick auf die Betreuer. Dass Andreas Wels seinen Trainerjob zugunsten des Lehrerberufes aufgegeben hat, empfindet Buschkow als Verlust. Chefcoach Horst Wels, Andreas' Vater, wird in zwei Jahren 65 - ein weiterer Einschnitt. Dafür könnte Norman Becker das Trainerkollegium ergänzen. Der Aachener, bis letztes Jahr selbst Auswahlspringer, studiert gerade an der Trainerakademie Köln. Er geht Wels Senior bereits jetzt zur Hand.

Trotz der schwierigen Situation: Buschkow sieht den Wassersprung-Standort Halle noch nicht in Gefahr, auch wenn aus dem Bundesstützpunkt inzwischen ein Nachwuchs-Bundesstützpunkt geworden ist. Doch klar ist auch: Im Ranking der fünf Bundesstützpunkte steht Halle nur noch "im unteren Drittel", wie Buschkow sagt. Eine rosige Zukunft sieht anders aus.