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Streit um manipulierten VW  VW Dieselskandal: Frau aus Halle kämpft seit 2017 um Entschädigung von Volkswagen

Von Silvia Zöller 20.04.2019, 08:55
Mehrere Fahrzeuge vom Typ VW Caddy
Mehrere Fahrzeuge vom Typ VW Caddy imago stock&people

Halle (Saale) - Auf diesen Prozess hat eine 54-jährige Hallenserin lange gewartet: Die Bauingenieurin ist genau wie ihr Ehemann verärgert über den Autokonzern Volkswagen, von dem auch sie sich durch den Abgas-Skandal bei VW-Dieselfahrzeugen betrogen fühlen. „Wir haben doch ein zugelassenes Auto gekauft“, schimpft ihr Mann, der ebenfalls Bauingenieur ist. Nun droht zum Ende des Jahres die Stilllegung des VW-Caddy, weil die beiden Hallenser ein bloßes Software-Update ablehnen.

Sie wollen das Auto zurückgeben und Geld erstattet bekommen. Ob das auch das Landgericht Halle als ihr Recht ansieht, sollte jetzt in einem Prozess geklärt werden - doch der wurde nun auf Juli vertagt. Der Grund: Es war nicht klar, ob die Gegenseite - Volkswagen - bestimmte Unterlagen erhalten hatte.

Klägerin aus Halle: „Wir sind seit der Wende immer Volkswagen gefahren.“

„Wir sind seit der Wende immer Volkswagen gefahren. Der Caddy ist unser sechster VW“, erzählt der Ehemann der Klägerin. Die beiden Hallenser waren immer zufrieden und sind es im Grunde auch mit dem Caddy, der vor allem viel Platz für die Mitnahme der Fahrräder bietet, die das Ehepaar gerne mit in den Urlaub nehmen. Als sie jedoch 2017 von den ersten positiv für die Verbraucher entschiedenen Klagen erfahren haben, zogen sie auch einen Anwalt zurate.

Wie in diesen Verfahren üblich, wird die Klägerin von einer halleschen Rechtsanwältin in sogenannter „Untervollmacht“ für eine großes Düsseldorfer Kanzlei vertreten, die sich unter anderem auf Prozesse rund um den Dieselskandal spezialisiert hat. Aber auch für Anwältin Sylvia Schöne-Köppche ist das nicht der erste Fall: „Ich habe schon rund 200 Fälle in dieser Sache vor Gerichten in Leipzig, Magdeburg, Gera, Chemnitz, Dresden und Dessau vertreten.“ Sie gibt jedoch offen zu, dass in der Mehrzahl der Fälle Volkswagen die Prozesse gewonnen habe.

Anwältin gegen VW: „Viele Richter sagen auch, dass ein Software-Update reicht.“

Wie eine Verhandlung am Landgericht Halle in Sachen Abgasskandal ausgehe, könne man nicht vorhersagen. Während einige der Zivilkammern für die Kläger entscheide, weisen andere Kammern die Klage zurück. „Viele Richter sagen auch, dass ein Software-Update reicht, da das Kraftfahrtbundesamt dann von einer Stilllegung des Wagens absieht“, so die Anwältin. Der Fall der 54-jährigen Hallenserin liegt nun der sechsten Zivilkammer vor, die in früheren Fällen - die Sylvia Schöne-Köppche vertreten hatte - die Klage zurückgewiesen hatte.

Wie es für die beiden Hallenser ausgeht, bleibt nun erst einmal offen. Warum eigentlich nicht alle Diesel-Prozesse bei ein und derselben Zivilkammer verhandelt werden, erklärt Gerichtssprecher Wolfgang Ehm: „Es ist im Geschäftsverteilungsplan des Landgerichts Halle festgelegt, dass die Fälle in der Folge des Eingangs an die Kammern verteilt werden.“ Für Spezialfragen gebe es auch festgelegte Zivilkammern, jedoch werden die VW-Klagen nicht als „Spezialfragen“ gewertet. Die mit dem Abgasskandal zusammenhängenden Fragen seien tatsächlich juristisch unterschiedlich zu bewerten, so dass es auch unterschiedliche Urteile gebe. (mz)