"Voice of Germany" "Voice of Germany": Hier singt TVOG-Star Neo Kaliske im Kinderchor

Halle (Saale) - Mantel und Schal hat er schnell über eine Stuhllehne gepackt, die Gitarre steht noch sicher verstaut an eine Wand gelehnt. Viel Zeit bleibt Neo Kaliske nicht, bis sich die ersten Kindergesichter durch den Türspalt schieben und gleich darauf ein Schwall an Grundschülern in die Aula stürmt. „Neo, Neeeeo!“ ruft es durch den Raum.
Das Klavier muss heute als schnöde Schreibunterlage herhalten. Bevor es losgeht - und der Chor lauthals singt: „Und wir trinken Limo darauf, wie schön das Leben ist“- signiert Neo Kaliske CDs für seine jungen Fans. Denn seit einigen Wochen ist der Leipziger Musiker für die 22 Kinder nicht mehr einfach nur Chorleiter an der Grundschule „Hans Christian Andersen“ in Trotha - er ist jetzt auch ein Fernsehstar. Am Sonntag steht der 33-Jährige in der nächsten Runde von „The Voice of Germany“ - und zählt damit zu den besten 40 aus 7.000 Bewerbern.
Andreas Bourani stimmte für Neo Kaliske
Die ersten Momente vor laufender Kamera? „Schrecklich!“, sagt Neo Kaliske, der als letzter Kandidat in die „Blind Auditions“ der Castingshow ging: Die Jury-Mitglieder Yvonne Catterfeld, Michi und Smudo von „Die Fantastischen Vier“, Samu Haber und Andreas Bourani sitzen in der ersten Fernsehrunde mit dem Rücken zur Bühne und können die Kandidaten nur nach dem Gesang beurteilen. Von Andreas Bourani bekam der Leipziger die Stimme zum Einzug in die nächste Runde - und konnte sich auch dort durchsetzen.
Inzwischen hat sich Neo Kaliske auch an die Kameras gewöhnt: „Ich weiß jetzt genau was ich mache und wie ich mich präsentieren kann: Ganz in schwarz sieht immer gut aus.“ Dass der Musiker jetzt vor dem Einzug ins Halbfinale steht, hat er seinen Freunden zu verdanken: Sie hatten ihn für das Casting angemeldet.
Anfang des Jahres zumindest lag die Vorstellung, dass er mal so eben öffentlich damit kokettiert ab und zu auch eine kleine Diva zu sein, noch in unbeschwerter Ferne. Statt Hochzeit und Kindern kam vor einem Jahr das Beziehungsende mit seiner Freundin. Und Neo Kaliske steckte im emotionalen Treibsand fest: „Die Sendung hat mich aus meiner mentalen Suppe herausgeholt,“ sagt er heute.
Sich von Brüchen entmutigen zu lassen scheint dem Musiker auf Dauer ohnehin nicht zu liegen. Als Musterjunge der Geradlinigkeit will er jedenfalls nicht durchgehen: Er hat für eine Fast-Food-Kette gearbeitet und als Bühnenbauer, hat Graffiti-Workshops gegeben, Poster gestaltet und stellt Hochzeitsfilme zusammen.
Eine Konstante gab es aber schon immer: „Länger als ein paar Monate kann ich auf Musik nicht verzichten.“ Als Kind sang er im Thomanerchor und den Gewandhaus Kinder- und Jugendchor, später war er Straßenmusiker und ging auf Wohnzimmertour quer durch Deutschland. Auf dem Plan standen vier Cafés und auf der Durchreise sechs Wohnzimmer, in denen er auftrat: Einzige Bedingung mindestens 15 Gäste, und einen kleinen finanziellen Zuschuss.
Bevor er jetzt um die Krone bei „The Voice of Germany“ kämpft, gab es für Kaliske schon eine andere musikalische Ehre: Beim „Panikpreis“ hat er 2010 einen Kurs mit Udo Lindenberg gewonnen. „Ein absoluter Hauptgewinn“, sagt der Musiker.
Ein Jahr Grundschule
Seit 2015 ist er außerdem Chorleiter für das „Kids Chor“-Projekt, ins Leben gerufen von Arthur Horváth. Ein Schuljahr lang singt Neo Kaliske mit Grundschülern und tritt mit ihnen vor Publikum auf, neben einer der Zusammenarbeit mit einer Schule in Leipzig seit diesem Jahr auch in Trotha.
Dabei half wohl auch eine alte Zuneigung: „Zu Halle habe ich einen guten Draht. Ich habe dort vor Jahren einen Sommer verbracht und liebte damals schon die kleinen Gassen, die schönen Frauen und natürlich die Burg.“ Falls es mit dem Titelgewinn nicht klappen sollte, gehen Neo Kaliske die Ideen ganz sicher nicht aus. (mz)