Villa am Riveufer erhält Turm zurück
Halle/MZ. - Er war aufgrund vom starkem Holzwurmbefall in der Turmkonstruktion in den 50er Jahren abgerissen worden", erläutert er. Am Freitag war Richtfest, in den nächsten Tagen bekommt der Turm noch eine zwei Meter hohe Bekrönung.
Axel Schröter, der von Hause aus Fachjurist ist, hat die Villa im Frühjahr des vergangenen Jahres in völlig desolatem Zustand von der Halleschen Wohnungsgesellschaft (HWG) erworben. "Das Haus war mit Schwamm befallen, innen waren Wände gesetzt, die nicht dort hingehörten, weil aus den ursprünglich zwei großen Wohnungen einst vier kleine gemacht worden waren", zählt er einige der Mängel auf.
Dabei war das Haus einmal eine prächtige Gründerzeit-Villa aus dem Baujahr 1888. Sie habe nicht nur unter Denkmalschutz-Aspekten einen hohen Stellenwert, sondern auch für die Geschichte der Stadt, denn sie sei von der Bankiersfamilie Lehmann erbaut worden, die wenige Jahre später auch die Lehmannsche Villa in der Burgstraße errichten ließ.
Axel Schröter ist von der Geschichte der Villa begeistert. Mit der Sanierung eines Gründerzeitobjektes ähnlicher Art hat er bereits bei Köthen Erfahrung gesammelt.
"Etwa zehn Monate dauert die Sanierung jetzt schon an", sagt Schröter. Der Innenausbau beanspruche etwa noch sechs weitere Wochen. Bei der Reinigung der Zimmerdecken im Erdgeschoss seien Malereien in klassischer Gründerzeitornamentik zutage getreten. In einem großen Salon habe man sogar Reste von Blattgold entdeckt. Die Deckenmalereien sowie der Parkettfußboden seien originalgetreu wieder hergestellt worden. Im Obergeschoss seien allerdings keine Reste von Stuck beziehungsweise Deckenmalereien gefunden worden. Vom Amt für Kultur und Denkmalpflege Dresden habe Schröter Material über gründerzeitliche Deckengestaltung erhalten. "In Analogie zu bestimmten Motiven haben wir die Malereien im Obergeschoss wieder hergestellt", sagt er.
Für die Außenarbeiten werden noch gut zwei Monate veranschlagt. Das Dach ist nun wieder mit Schiefer gedeckt und erhielt seine einstigen reichen Zierelemente zurück. Neben gelbem Klinker wurde an der Außenfassade Sandstein verbaut. Der alte Sandstein war in irreparablem Zustand. In Abstimmung mit dem Denkmalschutz mussten die Sandsteinteile ausgebaut und originalgetreu neu aufgebaut werden.
Schröter hatte ursprünglich vor, einen Waldorfkindergarten in die Villa einziehen zu lassen. Das sei aus formal-rechtlichen Gründen, aufgrund einer Kreditform, die an Wohnungsbau gekoppelt war, gescheitert. Nun sollen Wohnungen an Privatpersonen vermietet werden.