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"Weil er Sex wollte"  Vergewaltigung Prozess in Halle: "Weil er Sex wollte" - 19-Jähriger gesteht versuchte Vergewaltigung von Seniorin

Von Silvia Zöller 08.01.2019, 14:45
Angeklagter mit Anwalt
Angeklagter mit Anwalt Silvia Zöller

Halle (Saale) - Den Schrecken und die Angst, die die 74-jährige Hallenserin am 11. August vergangenen Jahres durchlebt hat, kann man gut nachempfinden: Wegen der Sommerhitze hat die Seniorin das Schlafzimmerfenster in ihrer Neustädter Wohnung angekippt.

Gegen 4.30 Uhr dringt ein Einbrecher über den Balkon und das angekippte Fenster in die Hochparterrewohnung ein. Der Mann versucht, sie zu vergewaltigen. Sie schreit, er schlägt und würgt sie, weshalb der Versuch scheitert. Nach langen Kämpfen gelingt es der Frau, einen Alarmknopf zu drücken - der Täter flüchtet.

Prozess um versuchte Vergewaltigung: Seit 18. August 2018 sitzt der Mann in Untersuchungshaft

Am Landgericht Halle hat am Dienstag ein 19-Jähriger eingeräumt, der Täter gewesen zu sein. Nach einem weiteren Einbruch im Paulusviertel nur wenige Tage später war ihm die Polizei auf die Spur gekommen. Seit 18. August 2018 sitzt der Mann in Untersuchungshaft. 

„Mein Mandant beteuert, dass es ihm alles sehr leid tut“, erklärte Rechtsanwalt Björn Fehse für seinen Mandanten. Nach einem Abend mit Freunden in einer Diskothek sei der 19-Jährige betrunken durch die Stadt gelaufen und irgendwie in Neustadt gelandet. An dem Block habe er Musik gehört, was ihn angezogen habe.

Anwalt: „Er ist in die Wohnung eingestiegen, weil er Sex wollte“

„Er ist in die Wohnung eingestiegen, weil er Sex wollte“, so Fehse. Auf die Frage der Richterin, warum er dennoch weiter Gewalt angewandt hatte, nachdem sich die Frau gewehrt hatte, antwortete der Angeklagte: „Ich war einfach besoffen.“

Zu Prozessbeginn wollte sich der Angeklagte nicht äußern. Doch nach einem Gespräch zwischen Gericht, der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung kam man hinter verschlossenen Türen zu der Übereinkunft: Im Falle eines Geständnisses kann der 19-Jährige mit einer Jugendstrafe von sieben Jahren rechnen.

Versuchte Vergewaltigung in Halle: Ohne Geständnis würde die Strafe deutlich höher ausfallen

Ohne Geständnis würde die Strafe deutlich höher ausfallen. Nach kurzer Beratung legte der Angeklagte so ein umfassendes Geständnis ab.

Jedoch liegen auch sehr eindeutige Beweise vor, dass der 19-Jährige der Täter war: Zum einen durch einen DNA-Nachweis, zum anderen aber auch über sein Handy, das er am Tatort liegengelassen hatte. Dieses brachte die Ermittler auf den Mann, der vor seiner Inhaftierung im Paulusviertel gewohnt hatte.

Prozess in Halle: Für Vernehmung 74-Jährigenwird Öffentlichkeit ausgeschlossen

Zwar war die Polizei bereits während der versuchten Vergewaltigung von einer aufmerksamen Nachbarin alarmiert worden - doch der Täter flüchtete damals zunächst. „Ich habe von meinem Balkon aus gehört, wie eine Frau rief ’Hilfe, ich werde überfallen’ und habe auch einen Schrei gehört“, berichtete die Nachbarin. Sie war an diesem Samstagmorgen um 4.45 Uhr aufgestanden, weil sie zum Frühdienst musste.

Nachdem auch ihr Freund die Hilferufe hörte, alarmierte die Frau die Polizei. Die Beamten konnten den Täter jedoch nicht dingfest machen, weil er flüchtete. „Ich habe noch eine junge männliche Person durch die Büsche rennen gesehen“, so die Zeugin. Niemand anders außer ihr sei zu dieser Zeit in ihrem Wohnblock aufmerksam geworden.

Für die Vernehmung der Hauptzeugin, der 74-Jährigen, wurde jedoch die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Die Seniorin wurde nach dem Überfall in ein Krankenhaus eingeliefert und erlitt unter anderem zahllose Hämatome und eine Gehirnblutung. Deswegen ist der 19-Jährige nicht nur wegen versuchter Vergewaltigung, sondern auch wegen Körperverletzung und Einbruchsdiebstahls angeklagt. Der Prozess wird noch an mehreren Verhandlungstagen fortgesetzt. (mz) 

Angeklagter und sein Anwalt
Angeklagter und sein Anwalt
Silvia Zöller