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Unternehmer mit 23 Jahren

Von Stephan Weidling 11.12.2007, 19:41

Halle/MZ. - Normen Havraneks beruflicher Werdegang schien geebnet. Der 23-Jährige absolvierte eine kaufmännische Ausbildung im Handel, wurde übernommen und hätte wahrscheinlich bald den Posten eines Abteilungsleiters innegehabt. Doch der Hallenser kündigte und eröffnete im Oktober kurzerhand einen Bio-Laden im Paulusviertel. "Jetzt muss ich zwar länger arbeiten, doch ich fühle mich viel mehr gefordert", begründet der Jungunternehmer seine Entscheidung. Der erste Monat verlief positiv. Einzig unpünktliche Lieferungen von Partnern bereiteten Normen Havranek bisweilen Sorgen.

Auch nicht ganz sorgenfrei blicken Franziska Weber und Florian Stadör in ihre berufliche Zukunft. Zwar sind die Weichen für einen erfolgreichen Start ihrer Ergotherapie-Praxis "Sarahkka" (steht für die nordskandinavische Schutzgöttin für Gesundheit und Familie) gestellt, zugleich lastet aber ein Kredit auf den Schultern der 23-Jährigen Hallenser. "Die finanziellen Aufwändungen für Ergotherapie-Praxen sind sehr hoch", sagt Florian Stadör.

Dessen ungeachtet sieht Florian Stadör die Existenzgründung als Herausforderung und Chance zur Selbstverwirklichung an. "Ein weiterer Grund für den Schritt in die Selbstständigkeit", so der Jungunternehmer, "ist die finanzielle Unterstützung des Staates."

"Wer zuvor Arbeitslosengeld I (ALG I) bezogen hat, erhält nach der Existenzgründung für neun weitere Monate ALG I und zusätzlich 300 Euro", sagt Torsten Winkler von der Arbeitsagentur Halle, in deren Zuständigkeitsbereich zurzeit 47 Unternehmen den Gründungszuschuss in Anspruch nehmen.

Auch für Gabor Ludwig war der Gründungszuschuss eine wichtige Starthilfe. Der 24-Jährige steht seit Anfang des Jahres zusammen mit Philipp Fegert hinter dem Verkaufstisch seines Graffitiladens "Backyard". "Anfangs bezogen wir die Ware von drei Großhändlern, jetzt sind es schon zehn", freut sich Gabor Ludwig. Neben Spraydosen vertreiben die beiden Hallenser Kleidung, so genannte "Berliner Streetwear". In naher Zukunft will der ehemalige Bundeswehr-Angehörige noch einen Internet-Shop und einen zweiten Laden öffnen.

Über solche Neugründungen freut sich freilich auch die Stadt Halle. André Schulz vom Amt für Wirtschaftsförderung Halle stellt hinsichtlich von Existenzgründungen eine Tendenz fest: "Die Entwicklung geht stark in Richtung konsumorientierter Gründungen. Wir würden uns mehr wirtschaftsnahe Gründungen wünschen", so Schulz.

Generell ist die Zahl der Neugründungen im ersten Halbjahr 2007 im Vergleich zum Vorjahresraum leicht rückgängig. Nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau gab es im ersten Halbjahr letzten Jahres 940 Neugründungen, im ersten dieses Jahres waren es nur 897. Das ist ein Rückgang von 4,6 Prozent. Im Saalekreis beträgt der Rückgang 7,8 Prozent.