Ungewöhnliches Jubiläum: Ungewöhnliches Jubiläum: Goldhochzeit im Doppelpack

Halle/MZ. - Werner Landgraf, heute 71 Jahre alt, und die 69-jährige Ursula Brunzel sind Geschwister und stammen aus einer alteingesessenen Familie Passendorfs. Sie lebten damals in einem Haus mit Pumpe auf der Straße und Plumsklo auf dem Hof. "Meine Schwester war als Kind immer mit in unserer Jungsmeute, als einziges Mädchen", erzählt Werner Landgraf. Als Geschwister am gleichen Tag zu heiraten, war nicht lange geplant, es habe sich eben so ergeben. Beide hatten ihre Partner in der Kirchgemeinde kennen gelernt: Werner seine Anita, die aus Schlesien stammt, in Passendorf; Ursula ihren Wolfgang beim Weihnachtssingen in Berlin.

Die Wege der Paare trennten sich, bald trennte sie auch die Berliner Mauer. Werner Brunzel, gelernter Gärtner, arbeitete über 40 Jahre bei den Berliner Verkehrsbetrieben, seine half Frau im evangelischen Kindergarten. Werner Landgraf zog als Maschinenschlosser nach Freital, später nach Freiberg. Seine Frau arbeitete als Köchin. Die Brunzels zogen fünf Kinder groß, die Landgrafs drei. Beide Paare haben eine ganze Schar Enkel.

Schon die Silberhochzeit sollte 1978 gemeinsam gefeiert werden - die innerdeutsche Grenze aber machte das unmöglich. Freilich hatten beide Paare auch über die Zeit der Mauer hinweg Kontakt, meist brieflich, die Brunzels reisten auch in die DDR.

Nun war es ihr tiefster Wunsch, die Goldhochzeit bei Pfarrer Herfurth in Passendorf zu feiern. Das Elternhaus der Geschwister musste zwar Halle-Neustadt weichen. Trotzdem sind sie Passendorf noch immer verbunden. Dass die Kirche innen nicht mehr so schön wie vor 50 Jahren aussieht, sowohl der Schnitz- als auch der Kanzelaltar fehlen, bedauern sie. "Ich liebe diese Kirche, in der ich in meiner Kindheit und Jugend viel Zeit verbracht habe, doch so sehr", sagt Ursula Brunzel.