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Turnen in Halle Turnen in Halle: Dicke Luft in der Kochstraße

Von diana Serhan 04.04.2014, 18:42
Kim Janas trainiert jetzt am Stützpunkt in Stuttgart.
Kim Janas trainiert jetzt am Stützpunkt in Stuttgart. Schulz Lizenz

halle (Saale)/MZ - Von Triumph und Zusammenhalt bis hin zu Enttäuschung und Zorn - Emotionen jeglicher Art sind Turnern in der Regel ins Gesicht geschrieben. Zurzeit herrscht im Sportverein Halle ein Klima von Empörung, Enttäuschung und Zorn. Denn der Fall Kim Janas sorgt seit einigen Wochen für massive Unruhen. Die 14 Jahre alte Kaderathletin ist nach Stuttgart gewechselt. Und das nicht ohne Grund. Über diesen streitet man sich nun tüchtig. Schon seit geraumer Zeit liegen sich die Athletin und ihre Mutter mit der Trainerin über Kreuz.

Lange hat Mutter Heike Janas geschwiegen. Doch jetzt ist ihr der Kragen geplatzt. Sie macht Landestrainerin Katrin Kaltenborn schwere Vorwürfe. Seit 2006 trainierte Kim nicht mehr bei ihrer Mutter, sondern bei Kaltenborn. Und das lief lange gut. Zumindest sah es danach aus.

„Kim wäre jetzt noch nicht gegangen“, verrät Heike Janas mit gemischten Gefühlen. Einerseits ist die besorgte Mutter erfreut, dass ihre Tochter nach Stuttgart gewechselt ist, andererseits ist sie wütend und traurig. „Es ist noch ein paar Jahre zu früh“, sagt sie und ergänzt: „Stuttgart ist für Kims Karriere wichtig, sie hat damit bessere Aussichten für Olympia, aber mit 14 Jahren ist sie eindeutig zu jung, um auf sich selbst gestellt zu sein.“

Im Sport-Internat

Janas Zorn trifft Kaltenborn. Die Landestrainerin habe ihre Tochter zum Wechsel getrieben und sie sei dafür verantwortlich, dass Kim ihre Familie nur noch selten sehen wird: „Kim ist nur wegen Katrin Kaltenborn gegangen. Und ich bin sauer. Die Trainerin hat meine Familie auseinandergerissen“, sagt Heike Janas. Vorbei ist es mit dem Familienritual. Täglich saßen Mama, Sohn und Tochter am Frühstückstisch und abends zur Brotzeit beieinander. Da wurde harmonisch über alles geplaudert und getratscht. Seit letzten Sonntag ist Kims Platz frei. Das junge Mädchen ist seitdem im Sport-Internat und besucht das Württemberg-Gymnasium in Stuttgart. Dort fühlt sie sich wohl und liebevoll aufgehoben, doch ein paar Jahre mehr mit ihrer Familie an der Saale hätten ihr auch gut getan. Ihr fehlt die familiäre Geborgenheit.

Mittlerweile sieht Heike Janas aber auch Positives an dem Umzug ihrer Tochter. In den letzten Monaten war Kim psychisch angeschlagen. „Ihre Trainerin hat sie seit ihrer Verletzung auf das Abstellgleis geschoben - das hat Kim enttäuscht.“ Denn nach ihrem Kreuzbandriss im November durfte die Athletin bislang nur eingeschränkt trainieren. Erst ab September kann sie sich wieder richtig austoben.

Situation eskaliert

Zwischen Kim Janas und ihrer Trainerin Katrin Kaltenborn gab es schon lange dicke Luft. Mit Kims Verletzung jedoch eskalierte die Situation, das Vertrauen war weg. „Am Ende wollte ich keinen Kontakt mehr mit Frau Kaltenborn. Sie bezeichnete mich als faul, wenn ich aufgrund meiner Schmerzen nicht trainieren konnte“, erzählt Kim Janas. Am Ende sei das gespaltene Verhältnis zur Trainerin der Auslöser dafür gewesen ist, dass sie zeitweilig sogar mit den Männern trainierte.

Landestrainerin Katrin Kaltenborn sieht die Sache ganz anders und bestreitet jegliche Vorwürfe. „Ich habe Kim nie abgeschrieben“, verteidigt sich die Trainerin. „Im Gegenteil, ich glaube an Kim. Sie ist wirklich eine großartige Athletin“, betont Katja Kaltenborn. Laut der Trainerin ist das Verhältnis zwischen ihr und Kim sehr gut gewesen. „Es ist eine Sache zwischen Kims Mutter und mir - diese trägt Heike Janas jetzt auf dem Rücken ihrer Tochter aus“, klärt Kaltenborn auf.

Der Streit ist das Eine. Die Konsequenzen für den Stützpunkt das Andere. Halle sein größtes Turntalent verloren. Sind nun auch bald die Fördergelder weg?