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Trotz der Gehstützen wollte Shodikhon Fußball spielen

Von CLAUDIA CRODEL 30.07.2009, 17:28

HALLE/MZ. - Ihre Reisetaschen waren gepackt. Die Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Friedensdorf international", die sie abholen wollten, waren bereits da. Und es hieß Abschied nehmen von Schwestern, Ärzten und den Großeltern auf Zeit.

"Eigentlich sind es zwei sehr aufgeweckte Jungen", sagt Silvia Unverricht, Stationsleiterin Orthopädie im Krankenhaus Martha-Maria in Dölau. Genau einen Monat und einen Tag wurden der fünfjährige Sanoi und der zehnjährige Shodikhon in der orthopädischen Klinik des Krankenhauses behandelt. Shodikhon hatte nach einem traumatischen Unfall "eine Fermur-Deformität bei fehlverheilter Fraktur", das heißt ein gebrochener Oberschenkel war schief zusammengewachsen und musste gerichtet werden. Er wurde von der Chefärztin der Orthopädie, Sabine Schmitt, erfolgreich operiert und darf demnächst in seine tadschikische Heimat zurück.

Sanoi kam mit einem angeborenen Klumpfuß ins Dölauer Krankenhaus. "In Deutschland wird so etwas sehr zeitig operiert", erläutert Ärztin Anja Völker, die Fußspezialistin im Martha-Maria ist. "Bei Sanoi war der Klumpfuß schon sehr ausgeprägt." Doch nach der Operation könne er nun wieder sehr gut auftreten. Er hat noch einen Draht im Fuß, der in ein paar Wochen gezogen werden soll. Danach wird der Fuß noch weiter in Gips gelegt. Doch Anja Völker ist guter Hoffnung, was die Heilung von Sanoi betrifft. Bis zur Weiterbehandlung in Dölau wohnt Sanoi im Friedensdorf in Oberhausen.

Zum Abschied am Donnerstag waren auch Vera und Manfred Wilde gekommen. Das Ehepaar aus dem Süden von Halle hat sich wie Großeltern um die beiden Jungen gekümmert, mit ihnen gespielt und auch ihre Wäsche gewaschen. "Die Kinder haben ja derzeit keinen elterlichen Kontakt. Da versuchen wir, das ein wenig zu ersetzen", sagt Manfred Wilde. Die Wildes kümmern sich seit 1997 um Kinder aus Krisengebieten, die - vermittelt durch die Hilfsorganisation "Friedensdorf international" - im Krankenhaus Martha-Maria behandelt werden.

Während ihres Aufenthalts in Halle haben die Jungen ein wenig Deutsch gelernt. Spielzeug bekamen sie vom medizinischen Personal, das dieses von zu Hause mitbrachte. Sanoi war besonders von einem Auto mit Rückzugsmotor begeistert. Und Shodikhon versuchte sich trotz Gehstützen im Fußballspiel. Gern waren sie an der frischen Luft. Dafür wurde vor allem die Wiese direkt vor ihrem Krankenzimmer genutzt. "Und die beiden haben leidenschaftlich und viel gemalt", erzählt Silvia Unverricht.