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Thriller-Erfolg aus Halle Thriller-Erfolg aus Halle: Die Marke "Zorn"

Von alexander schultz 21.03.2015, 10:18
Halles kultiges Ermittlerduo Claudius Zorn (alias Stephan Luca) und der dicke Schröder (Axel Ranisch) beim Filmdreh im Nordbad.
Halles kultiges Ermittlerduo Claudius Zorn (alias Stephan Luca) und der dicke Schröder (Axel Ranisch) beim Filmdreh im Nordbad. MDR/Edith Held Lizenz

Halle (Saale) - „Glauben Sie mir“, sagte der Mann und betrachtete nachdenklich das Messer, „je schneller wir das hinter uns bringen, umso besser für uns beide.“ Mit diesen Worten startet der Krimi „Zorn - Tod und Regen“, der 2012 auf den Markt kam. Drei Jahre später ist Autor Stephan Ludwig ein deutscher Thriller-Star und sein „Zorn“ zu einer Marke für ihn, seine Heimatstadt Halle und seine wachsende Fangemeinde geworden.

Ludwig, Jahrgang 1965, arbeitete über 20 Jahre als Theatertechniker, Musiker und Rundfunkproduzent, bis er „eher aus einer Art Schnapsidee heraus“ mit dem Schreiben begann. Ein paar Seiten Manuskript landeten beim etablierten Fischer Taschenbuch Verlag und wenig später ein Vertrag über drei Bücher beim Autorenneuling aus Halle. Die Erfolgsgeschichte hatte begonnen. „Schuss, Peng, Umfallen, das wäre mir zu wenig“, sagt Ludwig über die Morde in seinen Geschichten. Und in „Zorn“ wird viel getötet, meist subtil, aber immer brutal.

Skurriles Team

Gleich der erste Thriller schlug ein. Kritiker und Leser waren begeistert, und Ludwig wurde zum Bestsellerautor. Sein skurril ungleiches Ermittlerteam war erfrischend anders als die Kollegen in der deutschen Krimilandschaft. Hauptkommissar Claudius Zorn, ein notorisch schlecht gelaunter und fauler Ermittler sowie sein dienstbeflissener und immer positiv denkender Assistent, der dicke Schröder, sind inzwischen Kult.

Vier Bücher sind seitdem erschienen und bislang mehr als 280?000 Mal verkauft worden. Der fünfte Teil ist fast fertig, das sechste Buch soll 2016 auf den Markt kommen. „Was die Zorn-Krimis so besonders macht, sind eindeutig die beiden großartigen Ermittler“, sagt Milena Kahlcke vom Fischer Verlag. „Zorn und Schröder sind unbestritten eines der originellsten Duos der deutschen Krimilandschaft.“

Doch mit den Büchern nicht genug. Spätestens mit der Verfilmung des ersten Falls und dessen Erstausstrahlung vor einem Jahr in der ARD gelang Zorn auch der Sprung zu einem Werbeprodukt für den Autor und seine Stadt. „Die Marke Zorn entwickelt sich und ist für die Stadt Halle und ihre Medienbranche ein weiterer Gewinn“, sagt Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos). Er freut sich über den Erfolg der Thriller-Geschichten, die trotz offener Brutalität immer mit Augenzwinkern erzählt werden.

Und die Erfolgsgeschichte läuft weiter. Am 16. April wird der im Herbst in Halle gedrehte zweite Film um 20.15 Uhr in der ARD gezeigt, die Dreharbeiten für Teil drei werden gerade abgeschlossen und auch für einen vierten Teil wird bereits das Drehbuch geschrieben.

Ein kleiner Fauxpas unterlief Ludwig allerdings, als er im dritten Buch versehentlich die eigene Telefonnummer in einen Dialog seiner Haupthelden schrieb. „Ich war einfach zu faul, mir eine neue Nummer auszudenken und habe erst einmal die Zahlen reingeschrieben, die ich kannte“. Erst später hatte er sich vorgenommen, das irgendwann zu ändern, „habe es aber immer wieder vor mir hergeschoben und schließlich schlicht vergessen.“ Tausende Anrufe bekam der Autor dennoch nicht. Und die die Nummer gewählt haben, nahmen es ebenso mit Humor wie der Autor.

Ludwig ist trotz seines Erfolgs bodenständig geblieben, auch wenn der eher als schüchtern geltende Mann inzwischen bei seinen Zorn-Lesungen immer mehr zum Entertainer wird. Inzwischen haben er und sein Kommissar sogar ein eigenes Lied bekommen. Die hallesche Band Elka Duo baute der Marke Zorn mit „Lui“ ein erstes kleines Denkmal.

Viel trockener Humor

Laut Jens Körner ist der Erfolg keine Überraschung. Der Produzent arbeitet seit dem ersten Film an der Marke Zorn mit. Seiner Ansicht nach stimmt hier die Mischung. „Da ist einerseits das blanke Grauen mit wirklich harten Thrillerelementen. Durchbrochen wird das Ganze von schwarzem, trockenem Humor und über allem steht dann doch das Menschliche, vor allem die zarte Freundschaft zwischen zwei prägnanten Hauptfiguren.“ Hinzu kommt der aktuelle Boom regionaler Krimis in Deutschland.

Zorn wäre nicht Zorn, wenn Ludwig nicht viele Orte seiner Heimatstadt in seine Geschichten einbauen würde. Detailverliebt spielen seine Handlungen in Büchern und Filmen an Plätzen wie Marktkirche, Burg Giebichenstein, Wittekindbad oder Nordbad. Die Stadt jedoch wird, da bleibt sich der Autor treu, nie als Halle bezeichnet.

Die Verfilmungen sind für die Stadt ein Glücksfall, nachdem der populäre Polizeiruf 110 aus Halle mit den Kommissaren Schmücke und Schneider vor vier Jahren eingestellt wurde. Was natürlich auch OB Wiegand weiß. „Die Krimireihe bewirbt die Stadt Halle und das zur besten Sendezeit.“ Und dafür wird einiges möglich gemacht. „Drehgenehmigungen an exponierten Orten sind normalerweise ein großes Problem, in Halle nicht“, betont Produzent Körner und spricht von einer „fantastischen Zusammenarbeit mit einer großen Filmstadt“.

Ludwig selbst bleibt zurückhaltend. Er arbeitet lieber an seinem Zorn. Zeitgleich am neuen Buch, einem weiteren Drehbuch und einem Hörbuch. „Das ist schon ein bisschen gefährlich“, gibt er zu. „Teilweise denke ich über drei Geschichten parallel nach, da könnte man durchaus ab und zu mit den Leichen durcheinanderkommen.“