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Teurer Spielplatz ist unvollendet

Von ANDREAS LOHMANN 30.09.2008, 17:13

HALLE/MZ. - Erst war es eine Kostenexplosion die Kritik ausgelöst hatte. Nun stellt sich nach der Inbetriebnahme heraus, dass Spielmöglichkeiten nicht voll nutzbar sind. Im Stadtrat beantragte die Fraktion Unabhängige / Neues Forum, den Spielplatz noch in diesem Jahr fertig zu stellen. Entschieden wurde noch nicht.

Die Rathausspitze erklärte, in diesem Jahr könne aufgrund der Haushaltslage kein Geld ausgegeben werden. Wirtschaftsdezernent Wolfram Neumann: "Eine weitere Ausstattung zur jetzigen Zeit ist unangemessen."

Bei der Bürgerinitiative Ursprünge ist der Geduldsfaden angespannt. Sie hatte die Idee für den Spielplatz, wurde aber bei der Planung und Umsetzung von der Stadt weitgehend außen vor gelassen. Sprecherin Juliane Graichen listet auf, was vor Ort alles fehlt: ein Kletternetz, Rundstäbe für den Kletterpfahl (damit man klettern kann), Sitzbänke in den Hütten und eine Töpferscheibe. Dass es auch technische Schwierigkeiten gibt, einige dieser Dinge umzusetzen, räumte Baudezernent Thomas Pohlack ein. Der TÜV verlange eine größere Fläche für den Fallschutz.

Ob ein Spielplatz gut oder schlecht ist, zeigt am besten die Praxis. Moritz und Anton Braun sind vier und zwei Jahre alt. Sie suchten am Dienstagvormittag nach Beschäftigung auf dem neuen Steinzeitspielplatz. Womit kann man hier spielen? Ricarda Braun, die Mutter, hoffte, dass den Kindern etwas einfallen wird. Doch es drohte Langeweile inmitten von Holzpfählen und leeren Holzhütten, die andeuten sollen, in was für Behausungen unsere Vorfahren vor über 3 000 Jahren gelebt haben. "Kinder wollen gern rutschen. Hier gibt es aber keine Rutsche", bedauerte Frau Braun. Kinder wollen klettern. Doch es ist kaum etwas da, über das man klettern könnte. "Das schönste ist der frische Sand", sagte die Mutter.

Das Urteil über eines der teuersten Spielplatzprojekte in Halle seit 1990 müsste besser ausfallen. Trotz Baukosten von 325 000 Euro - zum Großteil finanziert über eine Arbeitsfördermaßnahme der Arge SGB II - ist der Steinzeitspielplatz nicht voll nutzbar. Juliane Graichen beklagt fehlende Informationen seitens der Stadt. Man hätte vieles besser machen können. Die Kommunikation zwischen dem Rathaus und der Bürgerinitiative habe nicht funktioniert. "Oft sind wir den Entscheidungen hinterher gelaufen." Und dieser Zustand halte an. So seien 2 300 Euro, die man als Spende vom Förderverein des Landesmuseums eingeworben habe, von der Stadt rücküberwiesen worden, ohne mit der Bürgerinitiative zu sprechen. Bei der Schlussrechnung für das Projekt sei dieser Betrag übrig gewesen, sagte Dezernent Neumann. Für Graichen ein ziemlicher Flop: "Davon hätte man doch mindestens das fehlende Kletternetz kaufen können." Kommentar Seite 10