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Basketball-Bundesliga SV Halle Lions gegen Rutronik Stars Keltern wegen technischer Probleme abgesagt

Von Stefan Wittmann 23.10.2016, 16:20
Lions-Trainer René Spandauw (l.) in Beratung mit den Schiedsrichtern und Offiziellen.
Lions-Trainer René Spandauw (l.) in Beratung mit den Schiedsrichtern und Offiziellen. Müller

Halle (Saale) - René Spandauw bluteten die Ohren. Während sein Team sang und feierte, saß der 58-jährige Trainer der Halle Lions am Steuer. „Die Mädels hatten Spaß. Wir haben Karnevals-Musik gehört und Helene Fischer. Meine Musik ist das nicht“, erzählte Spandauw lachend, weil er passenderweise zu „Atemlos durch die Nacht“ den Kleinbus über die nebelige Autobahn Richtung Halle gelenkt hatte.

Einen Sieg aus dem Auswärtsspiel bei den Rutronik Stars Keltern hatten seine Mädels dabei aber nicht im Gepäck. Die Partie in der ersten Basketball-Bundesliga der Frauen fand nämlich gar nicht statt.

„Unter solchen Voraussetzungen kann man ein Spiel nicht durchführen“

Etwa drei Stunden vor dem Tip-off bemerkten die Gastgeber, dass die Anzeigetafel nicht funktionierte. Hieß: Weder für die Spielerinnen, noch für die Trainer und Zuschauer hätte es eine 24-Sekunden-Uhr gegeben, die die verbleibende Angriffszeit anzeigt. Gleiches galt für die allgemeine Zeitanzeige und für die Foulstatistik. „Unter solchen Voraussetzungen kann man ein Spiel nicht durchführen“, erklärte Spandauw.

Aber der Reihe nach: Nachdem die Verantwortlichen bemerkt hatten, dass die Technik Probleme bereitete, wurde der Spielbeginn zunächst von 19 Uhr auf 19.15 Uhr und später auf 20 Uhr verschoben. Währenddessen werkelten mehrere Techniker an der Anlage herum - nur reparieren konnte sie keiner.

Für die Spielerinnen beider Teams war schon das eine Zumutung. Schließlich hatten sie sich insgesamt drei Mal erwärmen müssen, nur um dann wieder abzukühlen. Kelterns Vereinsvorsitzender Dirk Steidel besprach mit den Schiedsrichtern die Lage. „Wir haben versucht, das Spiel alternativ durchzuführen“, so Steidel. Heißt: ohne Anzeigetafel, ohne sichtbare 24 Sekunden Uhr.

Keine Vorwürfe an den Gastgeber

Für Spandauw war das keine Lösung. „Das geht ja nicht, dass dann mit dem Handy die Zeit gestoppt wird“, sagte der Niederländer. Er machte den Gastgebern aber keine Vorwürfe: „Das ist auf gut Deutsch einfach scheiße gelaufen. Aber das macht ja keiner mit Absicht.“

Da ihm die Alternative nicht zusagte, telefonierte Spandauw mit DBBL-Spielleiter Jürgen Unger. „Ich fragte, ob wir Probleme bekommen, wenn wir nicht antreten“, so Spandauw. Da Unger dies verneinte, machten sich die Lions auf den Weg zurück nach Halle.

„Ich kann die Entscheidung nachvollziehen“, sagte Steidel, „mir war das derart peinlich. Normalerweise wird einem danach Schimpf und Schande nachgesagt, aber René Spandauw hat uns keine Vorwürfe gemacht und sich toll verhalten.“

Auch wenn der Lions-Trainer keine Kritik am Gastgeber übte, so sieht er den Grund der Spielabsage als schädlich für das Image der Basketball-Bundesliga an: „Stellen sie sich vor, beim Mitteldeutschen BC kann nicht gespielt werden, weil die Anzeigetafel nicht funktioniert. Das ist für die Darstellung der Liga nicht optimal.“

Entscheidung am grünen Tisch?

„Nicht optimal“ wäre es auch, wenn die Lions die insgesamt gut 1.000 Kilometer lange Reise nach Keltern wiederholen müssten. Als Entschädigung für die doppelte Anreise würde Sterne-Vorsitzender Dirk Steidel die Geldschatulle öffnen: „Da werden wir uns an ihren Fahrtkosten beteiligen.“ Eine faire Geste, oder ahnt Steidel schon, was auf ihn zukommen könnte?

Denn die Lions haben die Option, das Spiel am grünen Tisch zu gewinnen. Laut der offiziellen Spielordnung der Basketball-Bundesliga „muss gegen den betreffenden Bundesligisten auf Spielverlust entschieden werden, wenn (...) die ordnungsgemäße Durchführung des Spiels nicht gewährleistet werden konnte.“ Und genau deshalb telefonierte Lions-Geschäftsführerin Cornelia Demuth am Sonntagmorgen mit DBBL-Spielleiter Unger. „Es ist noch nichts entschieden“, sagte Demuth, „der Prozess ist aber eingeleitet.“

Sportlich geht es für die Mannschaft von René Spandauw am Montag weiter. Dann steht ab 19.30 Uhr die zweite Runde des DBBL-Pokals gegen den Regionalligisten Leipzig Lakers auf dem Programm. Diesmal mit kurzem Anreiseweg - was auch die Ohren des Trainers freuen dürfte. (mz)