Loblied vom "Spiegel" Studieren in Halle: "Spiegel" singt Loblied auf die Saalestadt

Halle (Saale) - Händel, Schokolade, beeindruckende Universität: Dass die Saalestadt ihren Charme hat, wissen die Hallenser längst. Und spätestens jetzt auch der Rest Deutschlands – dank eines Artikels, den „Der Spiegel“ vor kurzem im Netz veröffentlicht hat. Grundtenor: Halle gilt als Geheimtipp unter Großstädtern.
Eine Nacht lang tingelt der Autor durch Halles Kneipen- und Barszene, isst im „Don't worry be Curry“ Pommes Schranke und lässt sich von zwei Studenten erklären, dass Halle „übelst schön“ sei. Der Beitrag wurde auf Facebook vielfach geteilt und geliked - und dürfte Lokalpatrioten das Herz erwärmt haben.
Das liest sich alles gut und schön, kratzt aber nur an der Gefühlsoberfläche. Zahlen und Fakten, warum Halle tatsächlich attraktiv für junge Menschen ist, fehlen aber. Die MZ hat deshalb genauer hingeschaut, was die Stadt wirklich zum Geheimtipp macht.
Wie studiert es sich in Halle?
Dass Halle ein so junges Image hat, liegt vor allem an der Martin-Luther-Universität. Über 19.000 Studenten zählt die Uni, im vergangenen Wintersemester schrieben sich mehr als 4.100 „Erstis“ ein. Die Tendenz ist steigend. „Das ist schon eine Leistung“, sagt Torsten Evers, Referent für Hochschulmarketing der Uni Halle.
Halles Studienfächer mit Bestnoten im Hochschulranking
Fast jeder dritte Student kommt dabei aus dem Westen und Berlin. Dabei sind es offenbar nicht nur die vergleichsweise geringen Semesterbeiträge, die Studienanfänger reizen. Laut Deutschlands größtem Hochschulranking genießen viele in Halle angebotene Studiengänge einen hervorragenden Ruf: Bestnoten bekamen im jüngsten CHE-Vergleich beispielsweise Geografie, Medizin, Physik und die Zahnmedizin. Von anderen Unis hebe sich Halle auch mit einem sehr guten Betreuungsschlüssel ab, berichtet Evers.
Problem: Halle als Studienort deutschlandweit kaum bekannt
Dass Halle ein Geheimtipp für Studenten ist, kann er deshalb nur bestätigen. „Leider“, fügt er hinzu. Denn im Gegensatz zum aufstrebenden Leipzig sei Halle als Studienstandort noch relativ unbekannt. „Halle spielt hier in einer Liga mit Pforzheim“, sagt Evers. Die meisten wüssten gar nicht genau, ob beide Städte eine Uni hätten.
Um neue Studenten zu werben, setzt die MLU nicht nur auf neue Kanäle wie Facebook und Twitter, sondern auch auf Studienbotschafter. Die helfen Studienanfängern auf Augenhöhe weiter: im Chat, auf Messen oder am „Studyphone“.
Wie lebt es sich in Halle?
Verglichen mit großen Studentenstädten wie Berlin, München oder Heidelberg ist Halle in Sachen Wohnen zwar noch ein erschwingliches Pflaster. Aber auch hier steigen die Mieten seit Jahren.
Studenten ziehen Mietpreise in Halle an
Das Überraschende: „Besonders Studenten ziehen die Mietpreise federführend mit nach oben“, sagt Alexander Retzlaff, Geschäftsführer der Immobiliengruppe 3A in Halle. Studenten aus den alten Bundesländern seien in der Regel höhere Mietpreise gewohnt - und hätten daher auch das Geld lockerer in der Tasche sitzen.
Für die Saalestadt verzeichnete das Internetportal Immobilienscout24 seit 2007 einen durchschnittlichen Mietpreis-Anstieg von 16,8 Prozent.
Trotzdem finde jeder die passende Wohnung für seinen Geldbeutel, versichert Retzlaff - wenn man ein wenig Geduld mitbringe. Denn sind kurz vor Semesterbeginn noch viele verzweifelte Erstsemester auf WG- und Wohnungssuche, entspanne sich die Situation über das Jahr über wieder. In den ersten Monaten lösen sich viele Wohngemeinschaften auf und finden sich neu, erklärt Retzlaff.
Feiern in Halle: So bewerten Studenten das Nachtleben.
Wie feiert es sich in Halle?
Halles Nachtszene zieht ihren Charme vor allem durch unverblümten Industrie-Flair. Fast schon abgeranzt wirkende Clubs wie das Hühnermanhattan oder die Drushba finden problemlos ihr Publikum. Aber auch illegale Partys der „Station Endlos“ in Halles Osten scheinen - wenn auch von Anwohnern und der Konkurrenz mit Misstrauen betrachtet - eine magische Anziehungskraft auf Nachtschwärmer auszuüben.
Dass das Clubleben in Halle unter Großstädtern als Geheimtipp gilt, kann aber nicht jeder nachvollziehen. „Das ist einfach maßlos übertrieben“, sagt Ferdinand Hartmann. Für ihn habe sich das Clubleben in Halle irgendwann einfach erschöpft, Berlin könne die Stadt einfach keine Konkurrenz machen.
Ein versöhnliches Wort findet dagegen Franziska Weser aus Berlin: „Ich gehe eigentlich lieber in Halle weg, als in einer Großstadt, wo man niemanden kennt“, sagt die 25-Jährige. Im Charles Bronson oder in der Drushba sei die Atmosphäre einfach familiärer. Und in der Hinsicht ist Halle dann eben doch ein Geheimtipp. (mz)