Studienkompass Studienkompass: Programm ermöglicht Bildungsaufstieg für Nichtakademiker

Halle (Saale) - Ihrer Lehrerin wird sie wohl ewig dankbar sein. „Sie hat mich immer ermutigt“, sagt Alma Amagjekaj. Und so hat die 20-Jährige nun etwas geschafft, was noch niemand in ihrer Familie erreicht hat: Sie hat ein Studium aufgenommen. An der Uni Halle studiert die junge Frau seit diesem Semester Soziologie und Berufsorientierte Linguistik im interkulturellen Kontext, kurz Blik.
Dankbar ist sie aber auch noch anderen, nämlich dem Team des Förderprogramms „Studienkompass“, einer 2007 ins Leben gerufenen Initiative der Accenture-Stiftung, der Deutsche-Bank-Stiftung und der Stiftung der Deutschen Wirtschaft; Schirmherrin ist Bundesbildungsministerin Johanna Wanka.
Flüchtlingsgeschichte aus dem Kosovo
Das Ziel: Leute aus nicht-akademischen Familien zu einem Studium zu motivieren. Der Bedarf ist fraglos vorhanden, denn immer noch sind erstens in Deutschland die Bildungs- und Aufstiegschancen junger Menschen stark von der sozialen Herkunft abhängig. Zweitens steigt der Bedarf an qualifizierten Hochschulabsolventen.
Allein in diesem Jahr nehmen bundesweit mehr als 1.500 junge Frauen und Männer am Studienkompass teil, weiß Pressereferentin Meike Ullrich; in Halle ist man seit 2010 aktiv; 80 Jugendliche aus der Region wurden bisher gefördert. Fast alle Teilnehmer, nämlich 95 Prozent, nehmen anschließend ein Studium auf, so Ullrich. Und: Die Abbrecherquote liegt bei unter fünf Prozent (bezogen auf sämtliche Studenten liegt sie hingegen bei rund einem Drittel). Alma Amagjekajs Geschichte kann aber auch vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingssituation als beispielhaft gesehen werden. Im Alter von vier Jahren floh Alma mit ihrer Familie vor dem Krieg aus ihrer Heimat im Kosovo. Der Vater hatte zuvor bereits in Deutschland gearbeitet und die Familie nach Kriegsausbruch in Sicherheit gebracht.
Stärken und Schwächen erkennen
Nach einer kurzen Zwischenstation in Merseburg, zog die Familie nach Halle. Alma lebte sich schnell ein, nach der Grundschule ging sie auf die IGS, erwies sich als pfiffige, gedankenschnelle, kommunikative Schülerin. Ihre Lehrerin ermutigte sie dann zur Bewerbung beim Studienkompass. 15 bis 20 junge Leute aus der Region werden am Ende ausgewählt - und drei Jahre lang intensiv gefördert.
Die Förderung setzt im vorletzten Schuljahr ein und geht dann bis zum Abschluss des ersten Studienjahrs. „Anfangs war mir gar nicht klar, was für ein großes Ding das ist“, sagt Alma. Sie merkte schnell, wie viele Möglichkeiten der Studienkompass den Teilnehmern bietet. Es gab diverse Exkursionen, zum Beispiel auch an die Uni München, und viele Treffen, die die Jugendlichen selbst mitgestalten und bei denen eines immer im Zentrum stand: „Wir sollten vor allem unsere eigenen Stärken, Schwächen und Interessen kennenlernen.“ Logisch, nur wer sich darüber im Klaren ist, kann ein Studium wählen, mit dem er glücklich wird.
Dankbar ist Alma schließlich auch ihren Eltern. „Wenn es um das Thema Bildung und Schule ging, haben sie mich immer unterstützt“, sagt sie. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht - tatsächlich kommt es oft vor, dass Nicht-Akademiker ihren Kindern vom Studium gänzlich abraten. Eine Lehre sei doch etwas Solideres, so das Argument. (mz)
Informationen zum Förderprogramm:www.studienkompass.de