Straßenbahndepot Halle Straßenbahndepot Halle: Hightech trifft auf Denkmal

Halle (Saale) - Hundert Jahre: Tusch! Ein kleines Jubiläum mit Blick auf den Baubeginn einer Halle, die längst Baudenkmal ist und die erst kürzlich denkmalgerecht durchsaniert wurde, aber dennoch alles andere ist als ein Museum: Die Rede ist von dem Betriebshof der Halleschen Verkehrsbetriebe (Havag) in der Freiimfelder Straße, sprich von der Halle für die Straßenbahnen.
Genauer müsste man von drei Hallen sprechen: Eine Zahl, die die spektakuläre Stufengiebelkonstruktion über der Türenfront mit ihrem Verlauf auch andeutet. Halle Nummer eins, die 1919 am Schlachthof, aber sonst noch fast frei im Felde in Freiimfelde gebaut wurde, ist heute auch mit allen Holzelementen auf über hundert Metern Länge restauriert - und eins der halleschen Highlights in Sachen Fabrikbau bei den beliebten Denkmaltagen.
Was das Neue Bauen an den Hallen ausmacht, ist vor allem das Dach
Halle Nummer zwei, entworfen von Stadtbaurat Wilhelm Jost, war 1927 fertig, und der Werkstatt-Anbau als dritte Halle komplettierte schließlich 1929 - zehn Jahre nach Baubeginn des ersten Teils - das Karree des 106 Meter langen Hallenkomplexes, dessen Türenfront auf einer Breite von 143 Metern Platz für Gleise und die Einfahrt für die zu kontrollierenden halleschen Straßenbahnen bietet.
Was das Neue Bauen an den Hallen ausmacht, ist vor allem das Dach - zunächst in Gestalt der Stufengiebel, die der expressionistischen Architektur zugerechnet werden, und natürlich die Gestalt der einzelnen spitzdachartigen Glasoberlichter, die miteinander auf dieser gewaltigen Gesamtfläche eine ganz eigentümliche Dachlandschaft bilden und die das Gebäude zugleich zur denkbar hellsten Halle machen: Neues Bauen ermöglichte damit eine ganz neue, weitaus freundlichere Arbeitswelt.
22 Jahre hat es gedauert, bis das Straßenbahndepot durchsaniert war
22 Jahre hat es übrigens gedauert, bis das Straßenbahndepot (seit 1992) durchsaniert war: „Bei rollendem Betrieb“, betont Gerd Blumenau, der Havag-Prokurist, der derzeit Halles größtes Infrastrukturprojekt, das „Stadtbahnprogramm“, koordiniert. Und wie eine Mini-Ausgabe davon wirken die augenblicklich auch laufenden Arbeiten an den Schienen, den Zuwegen und Außenanlagen des Bahndepots. Und ein weiterer Schritt, so Blumenau, werde der Abriss der alten Sozialgebäude sein, die derzeit leider noch den Blick von außen auf die Depot-Vorderfront verdecken.
So bietet sich der imposante Blick auf die volle Frontseite des größten geschlossenen Straßenbahndepots Ostdeutschlands bis auf weiteres nur innerhalb des Havag-Geländes dar. Doch fast noch eindrucksvoller ist der Blick ins Innere, wo einer der seltenen Beweise dafür zu bestaunen ist, dass das Aufeinandertreffen von Hightech und Denkmal - sprich von klassischer Moderne und technischer Hochmoderne - bestens funktionieren kann: Und so (und nur so!) zugleich eine Denkmal-Erhaltung sichert.
Depot als hocheffiziente Anlage für Pflege, Wartung, turnusmäßige Kontrollen
Auf die Formel „Tradition mit Zukunft“ gebracht hat dies der Untertitel des Jubiläumsbuchs „125 Jahre elektrisiert durch Halle“ von Stadtarchivar Ralf Jacob - erschienen 2016 im Verlag Janos Stekovics - in dem auch das historische Freiimfelder Depot eine wichtige Rolle spielt.
Aktuell ist das Depot als hocheffiziente Anlage für Pflege, Wartung, turnusmäßige Kontrollen und die sich daraus ergebenden Reparaturen und Erneuerungen so etwas wie der Stolz der Havag: Und natürlich von Prokurist Gerd Blumenau, der die Historie des Gebäudes nicht minder genau kennt, wie die heutigen Arbeitsabläufe, bei denen 65 Spezialisten letztlich die technische Sicherheit der Straßenbahnen - und damit der Säule des halleschen Personennahverkehrs - garantieren. (mz)


