Stillstand an der Scheibe A Stillstand an der Scheibe A: Gibt es neue Pläne für das Hochhaus in Halle-Neustadt?

Halle (Saale) - Im April 2019 sollte der Umbau der Scheibe A in Neustadt eigentlich beginnen. So zumindest informierte damals der Pressesprecher der Investoren. Im August hieß es dann: Die Stadt habe Änderungswünsche, es werden noch Gespräche geführt. Jetzt, Ende November, wird immer noch nicht gebaut.
Warum? „Gegenüber der Situation des Mietvertragsabschlusses hat die Stadt Ergänzungswünsche formuliert. Damit wir diesen zusätzlichen Anforderungen der Stadt entsprechen können, sind detaillierende Gespräche mit der Stadt notwendig. Eine fristgerechte Fertigstellung streben wir selbstverständlich weiterhin an“, so Robert Döring, Sprecher der Investoren, die jetzt als Lianeo Real Estate firmieren und zur Intown-Gruppe gehören - mit gleicher Berliner Adresse.
Scheibe A: Kauf-Interesse schon 2017
Doch auch eine andere Erklärung kursiert derzeit in Halle: Die Saalesparkasse soll angeblich das Gebäude kaufen wollen. Was nicht überrascht, denn schon 2017 hatte die Saalesparkasse neben der Leipziger Stadtbau AG Interesse an dem Kauf der Immobilie bekundet. Auf MZ-Anfrage erklärt Uwe Stettin, Abteilungsleiter des Vorstandsstabes, dass die Saalesparkasse bislang weder mit der Stadtverwaltung noch mit dem Eigentümer selbst gesprochen habe.
„Sollte die Scheibe A nun zu kaufen sein, wären die Rahmenbedingungen, vor allem natürlich auch die Risikoaspekte und Wirtschaftlichkeit, dahingehen zu prüfen, ob das alles passt. Wenn das der Fall ist, stünden wir für Gespräche mit dem Eigentümer bereit“, so Stettin. Dass sich die Saalesparkasse bereits früher mit der Scheibe A befasst hatte, liege daran, „dass wir einerseits in Zeiten von Null- und Negativzins auf der Suche nach rentablen Anlagen sind, andererseits ist natürlich ein langfristiger Mietvertrag mit der Stadt etwas, was gut zu unserem Sicherheitsbedürfnis passt“, so Stettin.
Scheibe A: Stadtverwaltung mauert auf eine Anfrage
Die Stadtverwaltung mauert auf eine Anfrage der MZ, warum der Bau stockt: „Die Stadt verweist auf die Beantwortung Ihrer Anfrage im August 2019“, so Pressesprecher Drago Bock und lässt weitere Fragen unbeantwortet: Was sind die Gründe dafür, dass es keine Bautätigkeit gibt? Ist die Stadtverwaltung in Gesprächen mit dem Bauherrn? Kann der Zeitplan und die Übergabe an die Stadt am 1. Januar 2021 noch eingehalten werden? Gibt es Alternativpläne?
Im übrigen war die „Beantwortung“ der Anfrage an die Stadtverwaltung im August ähnlich dünn. „Sind der Stadt Verzögerungen vom Bauträger bekannt gegeben worden?“ Antwort: Nein. „Welche Vertragsstrafen drohen bei Nicht-Erfüllen des Zeitplans, also dem Einzug der Verwaltung zum 1.1.2021?“ Antwort: An Spekulationen beteiligt sich die Stadt nicht.
Auch die Stadträte beißen bei ihren Nachfragen auf Granit: CDU-Stadtrat und Vorsitzender des Neustadt-Vereins Andreas Schachtschneider beklagt, dass Anfragen im Stadtrat von der Verwaltung immer nur mit „alles im Plan“ abgetan werden und auch kein Kontakt zur Intown-Gruppe zustande kommt. An die fristgerechte Fertigstellung Ende 2020 glaubt er nicht: „Das ist terminlich nicht mehr zu schaffen“, ist sich Schachtschneider sicher.
Rat will mehr Informationen
In der Sitzung des Stadtrates an diesem Mittwoch will Schachtschneider eine erneute Anfrage zur Scheibe A stellen. Denn: „Es geht ja auch um weitergehende Fragen wie die, ob die Mietverträge für das technische Rathaus und andere Liegenschaften verlängert werden müssen.“ Eine Frage habe sich nach der Akteneinsicht eines CDU-Mitgliedes geklärt: „Es ist nichts über mögliche Vertragsstrafen enthalten“, so Schachtschneider.
Auch in der SPD gibt es Unmut über die Angelegenheit: „Die Scheibe A ist ein Stillleben“, so Fraktionschef Eric Eigendorf. Die Stadt müsse endlich handeln, denn auch der Mietvertrag und die daraus folgenden Zahlungen werden zu einem bestimmten Zeitpunkt relevant. Die Stadt ist durch den Bürgerentscheid verpflichtet, die Scheibe als Verwaltungsstandort zu nutzen und zu einer Kaltmiete von 9,90 Euro pro Quadratmeter für 30 Jahre ab 1. Januar 2021 anzumieten. (mz)