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Sportparadies nun für Inklusionssport? Sportparadies nun für Inklusionssport?: Kritik an nächstem Fördergeld für Langzeitbau

Von Tanja Goldbecher 23.11.2018, 06:00
So soll das «Sportparadies Halle» am Böllberger Weg nach seiner Fertigstellung aussehen.
So soll das «Sportparadies Halle» am Böllberger Weg nach seiner Fertigstellung aussehen. Grafik/MAK/MAITH/KÖNEMUND

Halle (Saale) - Rund 20.000 Hallenser leben mit einer Behinderung. Je nach dem Grad ihrer Einschränkung, gibt es für sie jedoch nur wenige Anlaufstellen in der Stadt, um Sport zu treiben. Um das Angebot zu verbessern, will das Sportparadies am Böllberger Weg einen Teil seines Gebäudekomplexes umbauen – mit Hilfe von öffentlichem Geld. Der Stadtrat hat mehrheitlich zugestimmt, rund 3,5 Millionen Euro Fördermittel beim Land und Bund für das Inklusionsprojekt zu beantragen. Der Eigentümer trägt 15 Prozent der Kosten.

„Es gibt in Halle seit der Wende einen sehr großen Bedarf an Sportstätten“, sagt Dirk Hähnlein, Mitarbeiter des Sportparadies’. Angebote für den Inklusionssport seien bisher nicht ausgebaut worden. Im Zuge des Umbaus soll im Sportparadies unter anderem ein Fitnessraum mit speziellen Geräten für Menschen mit Behinderungen entstehen. Hebebühnen, Rollstuhlwechselplätze sowie Leitsysteme für Seh- und Hörgeschädigte sind ebenfalls geplant.

Umbau Sportparadies Halle soll bis 2021 laufen

Außerdem soll der 5.000 Quadratmeter große Teil des Gebäudekomplexes von einer Inklusionsfirma betrieben werden. Laut Hähnlein ist vorgesehen, acht Mitarbeiter mit unterschiedlichen Behinderungen einzustellen. Das Fördergeld stütze dabei nur einen geringen Teil des kompletten Umbaus. Geschäftsführer Holm Lischewski investiert rund 20 Millionen Euro in den Standort, bis 2021 sollen die Bauarbeiten beendet sein. Man rechne danach täglich mit 400 bis 500 Besuchern.

„Die Pläne klingen sehr gut, sie müssen aber auch umgesetzt werden“, sagt Uwe Willamowski, Vorsitzender des Allgemeinen Behindertenverbands in Halle. Er habe beobachtet, wie jahrelang Stillstand auf dem Gelände herrschte. „Die Stadt sollte kontrollieren, dass die Fördermittel zweckgebunden verwendet werden“, fügt Willamowski hinzu. Genau das sei abgesichert, so die Stadtverwaltung. Es soll ein Nutzungsvertrag mit dem Sportparadies vereinbart werden, der über 25 Jahre läuft.

Kritik an Förderung für Sportparadies Halle

Mehrere Stadträte stehen dem Projekt trotzdem kritisch gegenüber. „Ich kenne in Halle kein anderes privates Objekt, das eine derart hohe Summe an Fördermitteln bekommen hat“, sagte Dennis Helmich (Grüne) während der Stadtratssitzung am Mittwoch. Öffentliche Projekten hätten Vorrang – zumal das Sportparadies 2017 bereits 2,1 Millionen Euro an Fördermitteln für die ersten beiden Bauabschnitte erhalten hat.

Außerdem stehe die Maßnahme in Konkurrenz zu den beiden anderen Projekten, für die die Stadt ebenfalls Fördermittel beantragen will: Geplant sind integrative Leseplätze in der Stadtbibliothek und ein behindertengerechter Zugang zum Kinderhaus Blauer Elefant in der Silberhöhe. Welche Projekte letztendlich über das Programm „Soziale Integration ins Quartier“ finanziert werden, entscheiden die Bundes- und Landesbehörden. (mz)