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Spitze Türme spießen Wölkchen auf

Von RALF BÖHME 26.01.2009, 16:27

PETERSBERG/MZ. - Mitteldeutsche Stadt- und Flusslandschaften - so titelt die Ausstellung und zeigt Originale aus aktuellen Kunstkalendern. Verbündete von Museumsleiter Bernd Hartwich sind bei diesem Projekt der Fine-Art-Galerist Robert Stephan und Arne-Grit Gerold vom Galerie-Verlag. In ihrem Gepäck haben die beiden Arbeiten von fünf einheimischen Künstlern.

Zu den Überraschungen, die dem Besucher auffallen, gehört der Halle-Zyklus von Heike Lichtenberg. Der Malerin haben es Plätze angetan, die jeder Hallenser kennt. Mit Pastellkreide gewinnt die Burg-Absolventin ihnen etwas ab, das im Alltag nicht alltäglich ist: Fröhlichkeit. Sowohl die Farbigkeit als auch die Dichte der Darstellung zaubern ein Flair, das man sich in einer Stadt nur wünschen kann.

Da sieht der Hallmarkt wirklich wie ein Schachbrett aus. Bäume erinnern an bunte Bürsten und Halles Türme spießen rosa Wölkchen auf. Dieser ungewöhnliche Blick kann für 190 Euro mit nach Hause genommen werden.

Als Überraschungen, die über das Thema der Ausstellung hinausgehen, entpuppten sich zwei Emaille-Arbeiten. Dabei handelt es sich um Hausaltäre, in deren Mittelpunkt eine Frauenfigur mit Doppelkinn und einem glühenden Herz steht. Ausgestattet mit Symbolen verschiedener Religionen und in glänzender Aufmachung regten diese Exponate bei der Eröffnung zahlreiche Besucher zum Rätseln an.

Als nicht minder rätselhaft und Raum lassend für eigene Gedanken erwies sich das Werk "Verborgener Ort" von Francisca Franke-Walther. Fliehende Pinselstriche, Farben und Formen im heftigen Widerstreit und ein schlichter Rahmen ergeben etwas sehr Eigenes. "Da gehen die Gefühle auf Weltreise", meinte zum Beispiel Besucherin Renate Kleiber-Neumann aus Köthen.

Das Gegenteil lösten die Saale-Bilder der Künstlerin aus. Da setzte die Hallenserin offenkundig auf den Wiedererkennungseffekt und vereinfachte hinsichtlich Farbgebung und Gestaltung teilweise drastisch, so bei ihrer Sicht auf den Sophienhafen von Trotha. Diese Beschränkung auf das absolut Unverzichtbare kam aber beim Publikum, wie etliche Preisnachfragen belegten, ungewöhnlich gut an.

Wonach man in dieser Ausstellung suchen muss, sind Bilder mit Menschen. Mitteldeutsche Stadt- und Flusslandschaften kommen aus Sicht der Künstler, so zumindest der Eindruck bei dieser Bilderauswahl, weitgehend ohne ihre Bewohner aus. So kann man sich streiten, ob auf dem Deck eines Saale-Schiffes nun nur die Sitzbänke oder vielleicht doch Passagiere zu erkennen sind. Ist das ein Reflex auf immer noch sinkende Bevölkerungszahlen?

Auf alle Fälle erwartet die Besucher ein Mix verschiedener und teilweise stark ausgeprägter Handschriften. Dazu tragen auch die Saale-Impressionen von Barbara Fränkel bei, einer aus Bernburg stammenden Innenarchitektin. Abgerundet werden die Eindrücke mit Arbeiten aus dem Nachlass des Malers Werner Rath, der die schönsten Seiten des heutigen Saalekreis in Aquarellen festhielt. Christian Heinze steuerte Ansichten aus Dresden-Radebeul und der Sächsischen Schweiz bei.

Freunde dieser Schau dürfen gespannt bleiben. Wie Museumschef Bernd Hartwich sagte, sollen künftig die ersten Ausstellungen eines Jahres immer dem Thema Mitteldeutsche Stadt- und Flusslandschaften gewidmet sein. Dann werden - wie schon in diesem Jahr - auch wieder die Kalender, die mit den Arbeiten der Künstler gestaltet sind, den Besuchern zum Kauf angeboten.

Das Museum auf dem Petersberg ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet - außer montags.