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Sonne versteckt sich beim Sonnen

Von Martina Springer 18.06.2006, 15:08

Halle/MZ. - Sonnen heißt das bunte Spektakel der Halloren - und bedeutet nach alter Überlieferung, die Fahnen, Schwerter und andere Schätze aus dem Thalamt zu holen (heutzutage aus der einstigen königlich-preußischen Saline) und in die Sonne zu stellen. Klärchen lugt zwar beim Zeremoniell nur äußerst zaghaft durch die Wolken, aber davon lässt sich niemand beeindrucken. Es ist Usus, wie der Erste und Regierende Vorsteher der Salzwirkerbrüderschaft, Karsten Weidner, sagt, das Sonnenfest exakt 14 Tage nach Pfingsten zu feiern - und zwar immer dann, wenn die Jahreszahl eine gerade Zahl ist. In ungeraden Jahren dagegen trifft sich die Brüderschaft zum Pfingstbier.

Günter Frosch gibt beim festlichen Aufzug der Halloren - natürlich in der historischen Tracht und mit den traditionellen Waffen und Bannern - als Hauptmann den Ton und die Richtung an. Auf der Wiese hinter den Saline-Gebäuden waltet dann Steffen Kohlert seines Amtes als Scheidemeister. "Züchtig sollen sich die jungen Burschen und Mägdelein bewegen", gibt er vor, und die Blumenkränze seien "artig auf dem Haupte zu parken". Keine Frage, dass niemand zuwider handelt.

Bevor die Fahnenschwenker Muskelkraft und Geschicklichkeit beweisen, gibt es eine - wenn auch bereits bekannte - Überraschung: Langzeitarbeitslose, die von der Arge betreut werden, haben gemeinsam mit der Jugendwerkstatt Frohe Zukunft vier neue Fahnen in Originallänge angefertigt. Die Freude ist groß, doch es gibt eine kleine Tücke: Die bisher verwendeten Fahnen waren etwas kürzer. Die neue Stoffmenge und -länge erschwert den Schwenkern ein wenig ihr ohnehin nicht leichtes Los, dennoch schlagen sie sich wacker.

Kaum ist der Schweiß von der Stirn gewischt, naht der Höhepunkt des Sonnenfestes: Peter Becker, Mario Klüser, Jens Koch, Mathias Weidner, Frank Hertrich und Kai-Uwe Sandring werden zum Zappeltanz nach vorn gerufen. Paarweise hüpfen und zappeln sie - und wenn einer fällt, ertönt das Spottlied: "Hätsch, Nante, hätsch, un trippel, trippel trätsch, lengelank in Sande lähte un e Tusch tutt de Trumpäte." Nach etlichen Stürzen und anschließenden Tuschs steht es fest: Peter Becker hat am besten gezappelt und darf mit einer Hallorenbraut den Tanz eröffnen.

Der Böllerschuss zum Abschluss ist wieder Ohren betäubend. Die Zuschauer ziehen nun ihres Weges, die Halloren in den Saline-Innenhof. Dort feiern sie noch lange fröhlich weiter - natürlich mit manch kräftigem Schluck aus den historischen Silberbechern.