Sitzbank ziert Baumscheibe
SALZMÜNDE/MZ. - Solche Aufträge sind zweifellos nach des Meisters Geschmack, wie er selber sagt. Nicht nur der Türkörper wird wieder fein gemacht, auch Scharniere, Klinken und Schlösser werden aufpoliert. Alle diese Gegenstände sind denkmalgeschützt. Daraus ergeben sich bestimmte Bedingungen, die erfüllt werden müssen. Für die Tischler ist die Aufarbeitung historischer Möbel und Gegenstände aus Holz deshalb immer wieder eine neue Herausforderung.
Die jüngsten Ergebnisse könne man laut Harald Hillger in der Kirche zu Beesenstedt in Augenschein nehmen. Drei Türen und sämtliche Schall-Luken gingen durch die Hände der Tischler. Harald Hillger: "So eine Leidenschaft, die wächst." Gleich nach der Wende hatte er einen Holzlieferanten gesucht, der zu den Tischlern aus Pfützthal "passt". Was wohl so viel heißt wie: "Der hat die selbe Leidenschaft". Und der Meister fand ihn schließlich.
Der Holzhändler sei in Bremen zu Hause und betreibe eine Niederlassung in Niemberg, sagt Hillger. "Wenn man das Holz sieht, es berührt, weiß man nach so vielen Jahren praktischer Erfahrung, ob man das richtige Material in der Hand hält", erklärt Hillger die Auswahl. Holz aus Deutschland sei es zumeist, aber auch aus Sibirien, was sich eigne für Restaurationen von Gegenständen, die aus Eiche oder Kiefer und meist Jahrhunderte alt sind. Denkmalsmessen besucht Hillger regelmäßig, wie er erzählt. "Dort bin ich jedes Mal wieder begeistert von den Leistungen der polnischen Kollegen. Da kann man noch was lernen."
Hillgers Betrieb - auch die Söhne arbeiten mit - hat derzeit zehn Mitarbeiter, darunter zwei Lehrlinge. Seit der Wende hat er sechs junge Leute ausgebildet, aber keiner blieb in Pfützthal, alle zogen weiter. Neben der Restauration entstehen in der Tischlerei auch Möbel im Zeitgeist, die von Jan und Torsten Hillger entworfen und angefertigt werden. Neben der Arbeit für private Kunden gibt es auch Kooperationen mit Partnern wie archcouture Halle, einer "Galerie für den zeitgenössischen Raum".
Moderne, Funktionalität und Esprit zeigen sich auch in einer Sitzlandschaft aus Buche mit terrakottafarbenem Stoff und einem besonderen Hingucker: einer Baumscheibe. Die Bewohner eines Seniorenzentrums in Lettewitz haben laut Hillger Freude daran, die Jahresringe auf der Scheibe zu zählen.