Selbstständig mit Spezialitäten aus der Heimat Selbstständig mit Spezialitäten aus der Heimat : Die fliegende Holländerin
Halle (Saale)/Beidersee - Alles begann mit ein paar Stückchen Käse, einer Flasche „Joppiesauce“ und dem holländischen Flüssig-Pudding „Vla“, den sie Freunden und Bekannten mitbringen sollte. Für Caroline Uwland war es kein Problem, auf dem Rückweg aus den Niederlanden ein paar Besorgungen in den Kofferraum zu packen und ihren Freunden in Deutschland mitzubringen.
Seit sieben Jahren wohnt die Niederländerin mit ihrem Mann in Gimritz, einem Ortsteil der Stadt Wettin-Löbejün. Er ist Landwirt und züchtet eine seltene Schweinerasse, sie lehrte an einer Agrarfachschule in der Nähe von Amsterdam und fuhr alle paar Wochen ins Nachbarland. Der „Lieferservice“ sollte ein Freundschaftsdienst für die Bekannten sein, denn so groß wird der Markt für holländische Produkte in Halle und dem Saalkreis ja nicht sein - dachte sie, und lag falsch.
„Irgendwann wurde das, was ich mitbringen sollte, richtig viel“
„Irgendwann wurde das, was ich mitbringen sollte, richtig viel“, erinnert sie sich. Aus drei Stückchen Käse wurde ein Dutzend, und dabei blieb es nicht. Nun wollten die Bekannten, unter denen sich der „Lieferservice“ herumgesprochen hatte, auch holländisches Bier, Kekse und Lakritze haben. Und ein Paar typisch holländische Holzschuhe, sogenannte Klompen, ja, die wären auch ganz nett.
Also fasste Uwland einen Entschluss: „Vor drei Jahren habe ich mich selbstständig gemacht, mit meinem Holland-Laden“. Das ist - ganz dem Campingwagen-Klischee entsprechend - ein mobiler Verkaufsstand mit ungeahnter Produktvielfalt. Holländische Trinkschokolade, die „Chocomel“ reiht sich an Stroopwaffels, süßen Keksen, die gerne zum Kaffee gereicht werden. Joppiesauce, die Hallensern vom Weihnachtsmarkt als Pommes Frites-Topping bekannt sein dürfte, steht neben 15 verschiedenen Käsesorten vom klassischen Gouda über Brennnessel-Ziegenkäse bis zu Old Amsterdam, der nichts für empfindliche Nasen ist.
Fritteuse im „Holland-Laden“
Und natürlich darf bei der Angehörigen eines Völkchens, dem man nachsagt, so ziemlich alles zu frittieren, was es gibt (sogar Schokoriegel) auch eine Fritteuse im „Holland-Laden“ nicht fehlen. Frisch zubereitet gibt es Pommes Frites, die berühmten Fleischrollen namens Frikandel und sonst allerlei Paniertes.
Dienstags von 10 bis 15 Uhr steht Uwland vor dem Parkplatz des Toom-Baumarktes in Trotha, von Mittwoch bis Freitag ist sie im Industriegebiet Beidersee zu finden. „Ich habe inzwischen viele Stammkunden. Ansonsten kaufen alle Altersschichten bei mir ein“, sagt sie. Mittags in Halle sind es vor allem Handwerker, die sich einen Snack auf die Hand bestellen. Aber auch Käseliebhaber steuern den „Holland-Laden“ gezielt an, um Spezialitäten zu kaufen.
Ware holt Uwland direkt von den Erzeugern
Die Ware holt Uwland, die inzwischen nicht mehr als Lehrerin arbeitet und sich ganz auf ihren rollenden Laden konzentriert, direkt von den Erzeugern. „Ich kaufe bei den Bauern, weil ich die Qualität sehen will und es sonst auch zu teuer wäre“, sagt sie. Mit Qualität in der Landwirtschaft kennt gerade sie sich ja aus. Kleine Käsepakete zum Probieren gibt es bei ihr schon für unter zwei Euro und trotzdem lohne sich das Geschäft.
Vor allem aber freut sich Uwland, die sich die deutsche Sprache vor allem im Gespräch mit den Kunden selbst beibrachte, darüber, dass sie im Saalekreis so richtig angekommen ist. „Die Erfahrung auf Dorffesten ist super. Die Deutschen helfen mir sogar beim Abbau mit, das wäre in Holland nicht immer so der Fall.“ Es scheint, als seien die Einwohner in und rund um Halle froh, über ihre „Fliegende Holländerin“, die zunächst doch nur ein paar Stücke Käse mitbringen wollte. (mz)