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Salinemuseum Salinemuseum in Halle (Saale): Scheitert Umbau am alten Salzbrauch?

Von Dirk Skrzypczak 02.11.2017, 06:00
Hallore Bernd Bieler schaufelt im Museum das „weiße Gold“ aus der Siedepfanne.
Hallore Bernd Bieler schaufelt im Museum das „weiße Gold“ aus der Siedepfanne. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Im Internet-Shop des Technischen Halloren- und Salinemuseums ist die 450-Gramm-Packung Feinsalz für 2,50 Euro der Bestseller. Wer will, kann sich online diverse Produkte der Halloren made in Halle bestellen - das Angebot reicht vom Speise- bis zum Badesalz. Doch diese Brauchtumspflege fällt dem Museum jetzt auf die Füße.

Im Januar dieses Jahres hatte die Stadt beim Land noch eine Förderung über das europäische „Efre“-Programm zur Sanierung der Liegenschaften auf der Saline beantragt, immerhin 6,8 Millionen Euro. Doch das Projekt liegt nun auf Eis. Wegen „beihilferechtlicher Bedenken“, wie es der Beigeordnete für Stadtentwicklung, Uwe Stäglin, unlängst im Finanzausschuss formulierte.

Weil das Halloren- und Salinemuseum sein Salz vermarktet, kommt der geplante Umbau ins Stocken

Rund 100 Tonnen Salz fallen jährlich beim Schausieden der Halloren an. Statt das Salz zu entsorgen, wird es sinnigerweise vermarktet. Für Touristen ist es der Renner. Auch Einkaufsmärkte im nahen Umfeld führen die Produkte der Halloren. Und da setzen die Wettbewerbshüter im Landesverwaltungsamt an.

Durch eine EU-Förderung für den geplanten Um- und Ausbau der Saline mit einem neuen musealen Konzept könnten andere Salzhersteller im europäischen Raum benachteiligt werden. Schließlich ist das Museum selbst wirtschaftlich aktiv. Das klingt angesichts der Dimensionen absurd, 100 Tonnen sind im Vergleich zu den großen Salzproduzenten ein Witz. Das Hin und Her führt aber dazu, dass sich die Sanierungspläne vermutlich um ein Jahr verzögern.

Umbau des Museums nicht förderfähig: Landesverwaltungsamt schweigt zur Frage nach dem Warum

Auf MZ-Nachfrage druckst das Landesverwaltungsamt herum. „Der Antrag wurde geprüft. Wir haben festgestellt, dass das Vorhaben über Efre nicht förderfähig ist“, erklärt Behördensprecherin Gabriele Städter. Zum „Warum“ schweigt sie. Dass die Förderung angeblich beschlossen war und nun gestrichen wurde, weil die Kontrolleure des Amtes erst später auf das Salz der Halloren und seine Vermarktung aufmerksam wurden, weist sie zurück. Das beantragte Geld sei zu keinem Zeitpunkt genehmigt gewesen.

Schausieden im Salinemuseum nach historischem Vorbild: „Wir ziehen keine Mittelaltershow ab.“

Steffen Kohlert aus dem Vorstand des Salinemuseums-Vereins will kein Öl ins Feuer gießen. Das Schausieden sei kein kommerzielles Angebot, betont er. Schließlich würden die Halloren den Titel als immaterielles nationales Kulturerbe nur tragen, weil sie noch wie früher das Salz sieden. „Wir ziehen keine Mittelaltershow ab. Vielmehr zeigen wir authentisch, wie im 19. und 20. Jahrhundert produziert wurde.“

Das Sieden sei Teil des Bildungsangebots im Museum und in viele Mitmach-Aktionen für Gäste eingebunden. Und der Erlös aus dem Verkauf fließe in den Betrieb des Museums. Ein Drittel des Jahresetats von 900.000 Euro muss der Verein als Bewirtschafter des Museums selbst aufbringen, 500.000 Euro steuert die Stadt als Zuschuss bei.

Umbau vom Salinemuseum: Stadt und Land suchen nach Lösung

Wie geht es nun weiter? Stadt und Land sind um eine Lösung bemüht. „Es wird auf kein Projekt verzichtet. Wir haben mit dem Land eine Lösung abgestimmt“, sagt Stäglin. Demnach werde der Förderantrag zum Efre-Programm für 2018 erneut eingereicht - ohne die Siedehalle.

Für dieses Objekt wiederum will die Stadt eine Förderung aus einem anderen Topf beantragen, für den sich das Beihilfe-Problem nicht stellt. Bis zum 30. November sollen die neuen Anträge vorliegen. 2021, zu ihrem 300. Jubiläum, soll die neue Saline fertig sein. (mz)