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Rundgänge seit 25 Jahren

Von CLAUDIA CRODEL 01.01.2009, 17:42

HALLE/MZ. - 1983 sind wir gemeinsam zur Volkshochschule gegangen", erinnert sich Ute Key, mit 49 Jahren die Jüngste. 35 Teilnehmer habe der Kurs gehabt. Am Ende waren sie Stadtbilderklärer. Die Arbeit sei vor 25 Jahren anders als heute gewesen. So bekamen die Stadtbilderklärer Texte vorgelegt, die sie fast auswendig können mussten. Dran gehalten hätten sie sich aber selten. Außerdem war das Stadtbild ein anders. "Beispielsweise standen all die Plattenbauten in der Innenstadt noch nicht. Und die alten Häuser in der Geiststraße und an der Mühlpforte waren noch nicht abgerissen", erzählt Gunkel.

Heute sehen die Führungen ganz anders aus. "Die Gruppen sind verschieden. Man merkt schnell, wofür sich die Menschen interessieren; entsprechend kann man reagieren", erläutert Ingeborg Schulz. Eines darf niemals fehlen: Der Blick auf die fünf Türme.

"Viele Leute haben Vorurteile. Sie stellen sich Halle langweilig und schmutzig vor. Dann merken sie, wie schön und interessant die Stadt ist", so Dorothea Huba. Jeder der Stadtführer hat seine besonderen Vorlieben. Ute Key, die Fremdsprachenlehrerin, die im Management einer Kindersprachschule tätig ist, liebt die Franckeschen Stiftungen. Ingeborg Schulz, die bis zur Pensionierung lange in der Verwaltung der Kunsthochschule gearbeitet hat, sind die Burg Giebichenstein und Feininger ans Herz gewachsen. Und der 71-jährige Hans-Joachim Gunkel erzählt den Gästen oft von der Kulturinsel. Auf die Hausmanntürme steigen alle vier gern. Halle von oben zu erklären, habe einen besonderen Reiz.

Und was ist die am häufigsten gestellte Frage der Gäste? "Wo ist die nächste Toilette", erzählt Dorothea Huba und lacht. Bei den vielen Führungen, die sie hinter sich haben, können die vier jede Menge Geschichten erzählen. Ingeborg Schulz erinnert sich an eine Gruppe, die offenbar eine Fischvergiftung hatte und gar nicht in Stimmung war, sich Sehenswürdigkeiten erklären zu lassen. Verblüfft sei sie gewesen, als sich eines Tages auf der Burg Giebichenstein herausstellte, dass Bayern Eichendorffs Lied "Es steht eine Burg überm Thale" singen konnten.

Hans-Joachim Gunkel muss heute noch darüber lachen, dass eine amerikanische Familie namens Springer felsenfest behauptete, sie seien Nachfahren von Ludwig dem Springer. Und Ute Key war einst ganz gerührt, als ein Chor aus Russland ihr in der Marktkirche mit vielstimmigem Gesang für die Stadtführung dankte.