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Rudern Rudern: Eintrittskarte zur Champions League

Von GOTTFRIED SCHALOW 14.06.2011, 20:05

Halle (Saale)/MZ. - "Die Chance, beim Weltcup zu starten, rechtfertigt aber alle scheinbar verrückten Maßnahmen", sagt Trainer Bernd Lindner. Da hatte er gerade tausend Autobahnkilometer mit wertvoller Fracht hinter sich. Im Anhänger war, frisch von der Werft, ein nagelneues Doppelzweier-Boot festgezurrt. Fast zehn Meter lang. Ein neues Boot für Julia Lier und Lisa Schmidla.

Fast aus dem Nichts heraus hat Julia Lier, 19 Jahre alt und das größte Talent im Ruderverein Böllberg-Nelson, eine Einladung zum Weltcup am kommenden Wochenende in Hamburg erhalten. Gemeinsam mit Lisa Schmidla aus Krefeld wird sie dort im Doppelzweier starten. Das erste Mal bei den Senioren. "Das ist die Eintrittskarte in die Champions League in unserem Sport", sagt Lindner.

Das Duo hat in den letzten drei Jahren insgesamt fünf Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften der Junioren und der Altersklasse U 23 gewonnen. Allerdings nie gemeinsam in einem Boot, dieses Experiment ist neu. "Wir verstehen uns prächtig, sind uns in den letzten Jahren auch immer wieder über den Weg gelaufen", sagt Julia Lier.

Doch ein neues Team muss erst einmal zusammenfinden. Deshalb betreibt Trainer Lindner großen Aufwand, unter anderem auch mit einer Computer-Analyse der Trainingsfahrten und anschließenden Feineinstellungen. "Wir wollen uns in Hamburg schließlich nicht blamieren, es soll nicht unser letzter Start im Weltcup sein", sagt Julia Lier.

Vor allem aber soll es ein erster Schritt sein Richtung Olympia 2012. Offen spricht das niemand aus. Doch Lier und Schmidla haben sich bei den Frühjahrs-Qualifikationen in ihrer Altersklasse durchgesetzt und ihren Startplatz bei der U-23-Weltmeisterschaft ab 19. Juli in Amsterdam souverän erkämpft. "Eine Medaille ist das Ziel. Und das sollte auch möglich sein", sagt Lindner - um dann doch auf das Thema London zu kommen. "Damit wären sie auch in der Nationalmannschaft und würden die komplette Olympiavorbereitung mitmachen. Egal, ob sie am Ende dabei sind, allein die Teilnahme an den Trainingslagern würde für die Zukunft vieles einfacher machen."

Denn Julia Lier und Lisa Schmidla wissen natürlich auch, dass noch ein ganzes Stück bis zur Weltspitze fehlt. "Wir sind im vorolympischen Jahr. Da wollen es alle wissen, da machen fast alle riesige Leistungssprünge. Das ist ganz schwer", sagt Lier. "Aber nach Olympia ist dann immer auch ein großer Umbruch. Gut, wenn wir dann schon einen Fuß in der Tür haben."

Hamburg ist für alle der erste Test. Und dafür ist Julia zuversichtlich. "Im Boot passt jetzt alles. Wir haben nach zehn Minuten gemerkt, das kann was werden."