Ringelnatz statt Corona-Frust Ringelnatz statt Corona-Frust: Plakate ersetzen Schmierereien am Neuwerk

Halle (Saale) - Schmierereien haben bei der Kunststiftung Sachsen-Anhalts keine Chance. Wenige Tage, nachdem von Unbekannten mehrere Schriftzüge mit eindeutiger politischer Botschaft an der Mauer am Neuwerk, dem Sitz der Stiftung, angebracht worden waren, sind diese jetzt am Montag fachmännisch beseitigt worden. Und mehr noch: Zeitgleich wurde die Kunstaktion, mit der die Stiftung Arbeiten von Künstlern trotz Corona der Öffentlichkeit präsentieren will, mit einem Plakatwechsel fortgesetzt.
Während die Schmierereien an der Fassade am Neuwerk unter frischer grauer Farbe verschwanden, brachte Verena Zimmermann ein farbenfrohes Plakat mit einem Ringelnatz-Gedicht an der Mauer an. Es ist das zweite von drei künstlerisch gestalteten Bannern, mit denen die Kunststiftung der Masterstudentin an der hiesigen Kunsthochschule Burg Giebichenstein die Möglichkeit bietet, auf ihr Buchprojekt aufmerksam zu machen: Die junge Spiel- und Lerndesignerin hat für ein liebevoll gestaltetes Kinderbuch, das gleichermaßen für sehende wie für sehbehinderte junge Leser geeignet ist, gleich mehrere Preise bekommen.
„Die Feder“ von Ringelnatz
So wurde die aus Rheinland-Pfalz stammende Giebichenstein-Preisträgerin, die für ihr Master-Studium nach Halle gezogen ist, auch mit dem Grassi-Nachwuchspreis sowie mit dem Sonderpreis des Stadtmuseums ausgezeichnet. „Das Buchprojekt, in dem ich sechs Gedichte von Ringelnatz, Morgenstern und anderen Autoren mit taktilen Illustrationen gestaltet habe, habe ich zum größten Teil allein zu Hause umgesetzt“, so Verena Zimmermann. Umso mehr freue sie sich nun, dass sie ihr Projekt öffentlich zeigen könne.
Nach dem ersten Banner wird nun sicher auch „Die Feder“ von Ringelnatz - in Wortlaut wie auch in Brailleschrift - sowie die dazugehörigen Illustrationen wieder vielen zufällig vorbeikommenden Spaziergängern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Unterdessen ist Designerin Verena Zimmermann derzeit auf der Suche nach einem Verlag für ihr Buch. Ein Angebot gebe es bereits, und vielleicht liegt ihr Buch bald auch in Halles Buchläden zum Verkauf. (mz)