1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Kritik im Stadtrat: Rettung der Schorre in Halle: Ist Kampf der SPD für Erhalt nur "Wahlkampfgetöse"?

Kritik im Stadtrat Rettung der Schorre in Halle: Ist Kampf der SPD für Erhalt nur "Wahlkampfgetöse"?

Von Tanja Goldbecher 31.01.2019, 10:32
Wird die Schorre verschwinden? SPD und mehr als 2.000 Bürger wollen das verhindern.
Wird die Schorre verschwinden? SPD und mehr als 2.000 Bürger wollen das verhindern. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Die SPD-Fraktion will die Schorre unbedingt erhalten. „Man kann so ein historisches Gebäude nicht einfach beseitigen“, sagte Rüdiger Fikentscher in der Stadtratssitzung am Mittwoch. Schließlich hatten die Sozialdemokraten 1890 in dem damaligen Gasthaus „Hofjäger“ an der Willy-Brandt-Straße einen entscheidenden Parteitag abgehalten - seitdem heißt die Partei SPD. Doch nun droht dieses Erbe zu verschwinden.

Vor Kurzem hat ein Leipziger Investor das Grundstück gekauft, um auf dem Areal ein Seniorenheim zu errichten.

SPD kämpft für Erhalt der Schorre - bekommt aber auch Kritik

Im Stadtrat hat die SPD-Fraktion nun den Antrag gestellt, die Verwaltung soll alle Möglichkeiten prüfen, um den Abriss zu verhindern. Die Mehrheit der Stadträte stimmte dem Antrag zu. Die Partei bekam allerdings Gegenwind von anderen Fraktionen. „Sie haben sich in den vergangenen 30 Jahre nicht für den Erhalt der Schorre interessiert“, sagte Tom Wolter (Mitbürger für Halle). Nun könne man den neuen Eigentümer nicht zwingen, ein Museum aus dem Haus zu machen. Außerdem schlage die SPD keine alternative Nutzung des Gebäudes in dem Antrag vor.

Schorre soll bleiben: Dabei stimmte SPD-Fraktion einst selbst dem Verkauf zu

Kritik gab es ebenfalls von der CDU. „Für uns ist dieser Antrag nur Wahlkampfgetöse“, sagte der Fraktionsvorsitzende Andreas Scholtyssek. Schließlich habe die SPD dem ursprünglichen Verkauf des Gebäudes aus kommunaler Hand an den Unternehmer Gerd Vleugels im Jahr 2010 zugestimmt. Eine tiefgreifende Entscheidung: Da sich das Haus seitdem in privatem Besitz befindet und nicht unter Denkmalschutz steht, sind dem Stadtrat und der Verwaltung nun die Hände gebunden. Der Eigentümer entscheidet, was damit geschieht. „Das sollte uns eine Lehre für die Zukunft sein“, fügte der Grünen-Stadtrat Christian Feigl hinzu.

Abriss der Schorre oder nicht? OB Wiegand will Kompromiss mit Investor finden

Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) will trotzdem das Gespräch mit dem Investor suchen, um eine Kompromisslösung zu finden. Bisher habe der neue Besitzer einen Abriss- sowie einen Sanierungsantrag für die Schorre bei der Stadtverwaltung eingereicht. Eine Entscheidung ist laut Wiegand jedoch noch nicht gefallen. Baudezernent René Rebenstorf erläuterte, dass das Gebäude an sich zwar nicht erhalten werden muss. Die grundsätzliche Struktur des Stadtviertels mit Wohnhäusern, Straßen und Plätzen müssen allerdings erhalten bleiben.

Großen Rückhalt bekommt die SPD unterdessen aus der Bevölkerung. Der Hallenser Rainer von Sivers hat bereits mehr als 2.000 Unterschriften zum Erhalt der Schorre gesammelt. „Das Gebäude ist ein Meilenstein für die Entwicklung der Demokratie in ganz Deutschland. Es sollte unbedingt erhalten werden“, sagte von Sivers. Noch bis zum 10. Februar würden die Unterschriftenlisten in Geschäften der Stadt ausliegen. Er regte zudem an, ein öffentliches Forum mit dem Investor zur Zukunft der Schorre zu initiieren. (mz)