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Pop-Sensation aus Halle Pop-Sensation aus Halle: Hallesche Band sorgt mit Debütalbum bundesweit für Aufsehen

Von Denny Kleindienst 07.12.2020, 15:00
Stefanie Heartmann (vorn rechts) und ihre Band Sorry3000: Ihr Debütalbum wird schon als Album des Jahres gehandelt.
Stefanie Heartmann (vorn rechts) und ihre Band Sorry3000: Ihr Debütalbum wird schon als Album des Jahres gehandelt. Julia Schwender

Halle (Saale) - Ausgerechnet in diesem für die Kulturbranche fatalen Jahr, in dem Musiker ihre Tourneen absagen mussten und die Bühnen verweist waren, ist es der Band Sorry3000 aus Halle gelungen, auf sich aufmerksam zu machen. Grund dafür ist ein Debütalbum voller Ohrwürmer. Es heißt: „Warum Overthinking dich zerstört.“ 13 Titel voller Synthies, Gitarren und manchmal Geschrei. Und nein, es geht in den Songs nicht um Corona.

Die Zeit lobt Band aus Halle: wichtigstes Deutschpop-Platte eines gänzlich unnormalen Jahres

Vielmehr macht sich die Band Gedanken zu recht speziellen Problemen. Nasenspray zum Beispiel, von dem der Freund abhängig ist: „Keiner hält ihn auf. Keine Rezeptpflicht.“ Oder wie man mit dem ungeliebten Vornamen verfährt: „Nennt mich einfach Franky, die coole Form von Frank.“ Die Wochenzeitung Die Zeit hat der Band jüngst einen großen Beitrag gewidmet. Und der renommierte Musikjournalist Linus Volkmann schrieb: „Warum Overthinking dich zerstört von Sorry3000 ist safe die wichtigste Deutschpop-Platte eines gänzlich unnormalen Jahres.“

„Wir hätten nie gedacht, dass so ein Echo kommt“, sagt Sängerin Stefanie Heartmann und spricht vom interessanten Gefühl, als Musiker ernst genommen zu werden. Dass sich gerade viele Menschen für ihre Band interessieren, merkt sie auch daran, „dass alte Freunde sich zurückmelden.“ Zugleich verweist die Sängerin auf negative Kommentare, die es auch gab. Wenn sie dann liest, dass ihre Stimme klinge, als wären ihre Füße eingeschlafen, dann sei das zwar nicht so toll, „aber es trifft mich auch nicht“.

„Das Halle-Gefühl ist wichtig für uns“

Seit 2016 macht Heartmann zusammen mit Frank Leiden Musik. Zum ursprünglichen Bandnamen Sorry kam später die 3000 und zur Band kamen die Musiker Joni Spumante, Bianca Stress und Fenge hinzu. Die Künstlernamen haben sie sich verpasst, weil ihr Hintergrund geheim bleiben soll. So viel sei verraten: Aus Halle kommt keiner von ihnen, aber in Halle haben sie zusammengefunden. Heartmann sagt außerdem: „Das Halle-Gefühl ist wichtig für uns.“

Ein ambivalentes Gefühl sei das. „Man fühlt sich nicht wirklich schlecht hier, es gibt viele schöne Ecken. Aber keiner kann sich vorstellen, für immer in Halle zu leben.“ Ambivalenz ist überhaupt ein ziemlich treffendes Stichwort für die Musik der Band. „Als Reisender im ICE, tut Sachsen-Anhalt niemand weh“, heißt es im Song „Tarifgebiet“. Im Lied „Die Stadt ist schöner“ singen sie über Hitlerbärte auf AfD-Plakaten, die freie Szene und das studentische Flair. Im Grunde könnte damit jede Stadt gemeint sein.

Real-Pop von Sorry3000: Hallesche Band befasst sich mit ernsten Themen

Expliziter werden Sorry3000 im Song „Neustadt“. Auf ein Intro, in dem der Bau einer neuen Stadt - die Stadt der Chemiearbeiter - proklamiert wird, folgt die Beschreibung des heutigen Stadtteils. Sterbende Erstbezieher werden ebenso erwähnt wie die Visionen im Management des Stadtquartiers. Im euphorischen Refrain rufen Sorry3000 „die funkelnden Lichter der Neustadt“ in Erinnerung.

„Uns ist der Text sehr wichtig“, sagt Heartmann über ihre Musik, die sie selbst als „Real-Pop“ bezeichnet, da sie die meisten populären deutschen Künstler fadenscheinig findet. „Wir versuchen, die wirklichen Themen anzusprechen. Ob uns das gelingt, sollen andere bewerten.“ Im März wollen sie erstmals auf Tour gehen. Kommt dann der Durchbruch für die Newcomer aus Halle? „Wir schauen, wie weit wir kommen.“ (mz)