Peißen Peißen: Akten statt Action
Landsberg/MZ. - Eine Art Notfallmaßnahme soll es sein: Die Stadt Landsberg will das leerstehende Schulgebäude in Peißen als Akten-Archiv nutzen. Bürgermeister Olaf Heinrich (CDU) kündigte gegenüber der MZ an, dass sich die Stadt nun "nach reiflicher Überlegung" für diesen Plan entschieden habe.
"Momentan haben wir die Akten noch überall verstreut deponiert: in Sietzsch, Niemberg, Queis, Braschwitz, Schwerz, Peißen und Landsberg. Zunächst wollen wir sichten, was wir wirklich aufheben müssen und das auch gleich digitalisieren."
Trotzdem müssten die Akten zum Teil noch über Jahre aufgehoben werden. "Und das alles unter einem Dach." Aber genau da liegt noch das Problem. Die ehemalige Grundschule in Peißen ist marode. Der Sanierungsbedarf war so hoch, dass Landsberg sich entschlossen hatte, im September die Grundschulen Peißen und Hohenthurm am Schulstandort Hohenthurm zusammenzuschließen. "Das Dach wird nun bis zum Jahresende notdürftig saniert. Dann werden dort nach und nach die Akten deponiert."
Zuvor hatte es allerdings andere Pläne gegeben. Nach dem Auszug der rund 60 Peißener Schüler und ihrer Lehrer im Sommer hatten zunächst die Kampfkünstler des halleschen Vereins "Budokai" Interesse an dem Gebäude angemeldet. Aber die Stadt verwehrte den Sportlern in letzter Minute die vorab zugesagte Unterstützung. Der Bürgermeister mit einem Erklärungsversuch: "Das tat mir auch leid, zumal ich den Verein selber darauf aufmerksam gemacht hatte. Aber Pläne ändern sich nun mal."
Auch mit dem Schulgelände in Peißen hat Heinrich Großes vor: "Wir wollen das Grundstück nutzen, um dort einen neuen Kindergarten bauen zu lassen. Das mit den beiden Kita-Standorten in Peißen sind doch unhaltbare Zustände." Die Gelder dafür sollen aus dem millionenschweren Investitionsprogramm vom Land und der EU, STARK III, kommen. In der nächste Förderperiode 2014 werde der entsprechende Antrag eingereicht.
Das Prozedere hatte die Stadt schon mal hinter sich gebracht - im Zusammenhang mit der Sanierung der ehemaligen Sekundarschule in Hohenthurm, in der jetzt 131 Grundschüler untergebracht sind. Für den zweiten Bauabschnitt (Dach, Fenster, Fassade und Außengelände) hatte sich Landsberg um STARK-III-Gelder beworben - ohne bislang berücksichtigt worden zu sein.
Die Pläne der Stadt werden von den Peißenern größtenteils begrüßt. Horst Paul war lange Jahre Hausmeister an der Grundschule. Sein Haus grenzt direkt an das Schulgelände. "Ich kann es nur gutheißen, wenn das Gebäude wieder genutzt wird. Egal, wie - alles ist besser als Leerstand und Verfall", meint der Ruheständler. Auch Falko Kramm wünscht sich eine sinnvolle Nutzung des ehemaligen Schulgebäudes.
Seine neunjährige Tochter Charlotte fährt mittlerweile jeden Tag mit dem Bus nach Hohenthurm zur Schule. Alles eine Frage der Gewohnheit, sagt der 43-Jährige. "Aber die Schule gehörte zum Dorfkern. Nun ist hier eine tote Ecke. Es kann den Peißenern nur guttun, wenn wieder Leben ins Dorf kommt." Mit Archiv und neuer Kita würde vielleicht auch in Hinsicht auf Veranstaltungen wieder etwas passieren, sagte der Geschäftsführer einer Werbefirma in Halle.
Auch wirtschaftlich hinterlasse die Schließung der Schule Spuren. Seine Frau Ramona betreibt nahe der ehemaligen Schule ein Friseurgeschäft. "Früher haben die Eltern der Schüler mal schnell gehalten und nach einem Termin gefragt. Da war in Sachen Laufkundschaft natürlich noch mehr los."