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Neues Theater Neues Theater: Premiere von Hauptmanns "Die Ratten"

Von Claudia Crodel 22.01.2014, 09:48
Szene aus dem neuen Stück „Die Ratten“ am NT, das am Freitag Premiere hat.
Szene aus dem neuen Stück „Die Ratten“ am NT, das am Freitag Premiere hat. Bernhild Bense Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Der Literaturwissenschaftler Hans Mayer nannte das Stück „Die Ratten“ einst den vielleicht „wichtigsten Beitrag Gerhart Hauptmanns zum modernen Welttheater“. Und tatsächlich gilt die 1910 geschriebene Tragikkomödie des damals schon renommierten deutschen Dramatikers Hauptmann bis heute als sein am häufigsten aufgeführtes Theaterstück.

Am halleschen Schauspiel war es fast 40 Jahre nicht zu sehen. Das ändert sich, wenn es am Freitag in der Inszenierung von Chefdramaturgin Henriette Hörnigk im Neuen Theater seine Premiere erlebt. Damit liegt das NT genau im Trend, denn Hauptmanns Stück erlebt gegenwärtig eine regelrechte Renaissance an den deutschen Bühnen. Schließlich geht es in „Die Ratten“ um expressionistisch verdichtete Sozialschilderungen aus einer krisengeschüttelten Welt und das ewig aktuelle Thema Mutterschaft und Familie. Zum anderen dreht es sich ums Theater, darum wie viel Politik im Theater vorkommen muss und wie viel wir uns im Leben vorspielen. Alle plagt etwas in dem Stück, persönlich, gesellschaftlich, künstlerisch. Die „Rattenplage“ unterminiert alles. „Das ist verblüffend aktuell“, betont Regisseurin Henriette Hörnigk.

Premiere am Freitag ist ausverkauft

Ausstatterin Claudia Charlotte Burchard hat ein Bühnenbild entwickelt, das sich wie ein umgekipptes Treppenhaus gibt. Alles, was im Stück passiert, spielt sich dort ab, findet öffentlich statt und nicht hinter verschlossenen Türen. Das betrifft sowohl die existenzielle Katastrophe der Putzfrau Pauline, die künstlerische Krise des unterbeschäftigten Theatermachers sowie alle anderen von Einsamkeit geprägten, nach Lebenssinn suchenden Figuren.

Der Theaterdirektor Harro Hassenreuter wird übrigens von Matthias Brenner gespielt. „Das war mein Wunsch“, sagt Henriette Hörnigk. Über die Kunstfigur hinaus konnte sie so ein Amt auf die Bühne stellen, das auch mit einsamen Entscheidungen einhergeht, die ein Theaterdirektor treffen muss. Die Theaterdiskussion, die bei Hauptmann geführt wird, in der es anhand von Schillers „Die Braut von Messina“ um die zur Entstehungszeit des Stückes herkömmliche klassizistische Vorstellung vom Theater und der Beziehung zur Gesellschaft geht, wurde für die hallesche Inszenierung geändert. Sie wurde in Beziehung zum Leben heute gesetzt. Henriette Hörnigk erklärt, es gehe vor allem um die Fragen: Wie wollen wir leben? Wie wollen wir Kunst machen? Haben wir uns etwas zu sagen?

Hauptmann hat das Stück im Berliner Dialekt geschrieben. Der ist auch auf der NT-Bühne zu erleben. Das wirke fast wie eine Kunstsprache. Aber der Humor sei trocken und gnadenlos ähnlich wie der hallesche, meint Henriette Hörnigk, die zudem findet: „Das Stück ist ein Fest für die Schauspieler.“

Die Premiere am Freitag ist ausverkauft. Karten gibt es noch für die zweite Vorstellung am Samstag um 19.30 Uhr.