Nachwuchs im Bergzoo Halle erwartet Nachwuchs im Bergzoo Halle erwartet: Wie sich die Pfleger auf die Elefanten-Geburt vorbereiten

Halle (Saale) - Gerade ist es schwer, einen Termin bei Zoodirektor Dennis Müller zu bekommen. Nicht nur, dass er täglich Radio- und Fernsehteams Rede und Antwort steht - er muss sich ja auch noch um die Geburtsvorbereitungen von Elefanten-Dame Bibi kümmern. Die nimmt den Medienrummel gelassen - sie ist ja nicht zum ersten Mal schwanger. Bereits vier Mal war sie trächtig, doch nach der letzten Geburt tötete die zweieinhalb Tonnen schwere Bibi ihren Nachwuchs. Das Zoo-Team hofft, dass sich diese Tragödie nicht wiederholt und setzt derzeit alles daran, bestens vorbereitet zu sein.
Geburts-Videos von 2013 wurden ausgewertet und bei anderen Kollegen hat man sich Rat geholt. Die Hoffnung auf ein Happy End für den Nachwuchs steigt bei dem etwa zehnköpfigen Team, das aus Tierpflegern und Ärzten besteht. Sie alle sind in Alarmbereitschaft und warten auf Stunde X. „Wir glauben, dass wir optimal vorbereitet sind“, sagt Direktor Müller, der versteht, dass viele Elefanten-Fans das Ereignis verfolgen. „Die Dickhäuter beeindrucken uns Menschen wegen ihrer Größe und weil sie einen sympathischen und friedlichen Eindruck machen.“ Aggressives Verhalten passe da eher nicht ins Bild.
Das Junge wird ungefähr mit einhundert Kilo auf die Welt kommen
Wie die Stimmung von Bibi am Ende der Geburt ist, hängt ganz allein von dem Tier selbst ab. Ist die 31?Jahre alte Dickhäuterin nach der Geburt gereizt und aggressiv, so bestehe Gefahr für das Elefantenbaby, wie 2013, gibt Müller zu. „Wir können nur hinter Zäunen und Mauern helfen. Alles andere wäre zu gefährlich“, so Müller.
Das Junge wird ungefähr mit einhundert Kilo auf die Welt kommen und einen Meter groß sein. Ende des Monats soll es so weit sein. Die Möglichkeit auf eine verfrühte Geburt besteht auch. Jeden Morgen kommt deshalb die Tierärztin und schaut, ob bei Bibi alles in Ordnung ist. Es wurde eine Menge Medikamente angeschafft. „Eine Kleintierpraxis könnte davon eine Woche lang Tiere versorgen“, so Müller. Für Bibi dürfte die Arznei für eine Behandlung reichen.
Täglich trainiert Elefantenrevier-Leiter Axel Boas mit Bibi. Denn sie muss sich im Notfall bewegen lassen, damit Ärzte ihr rektal Medikamente einführen können. Auch die anderen Tiere der Herde müssen auf die Pfleger und Boas hören, damit sie für die Geburt von Bibi getrennt werden können.
Kaum steht Axel Boas am Zaun zum Freigehege, kommen die Dickhäuter nach und nach an. Er hat zwei Stöcke in der Hand und einen großer Korb mit Brötchen zur Belohnung dabei. Die werden blitzschnell mit dem Rüssel in den Mund gestopft. Auf sein Kommando hebt Bibis Tochter Panya den Fuß, ein anderer klappt sein Ohr nach vorn. Das sei wichtig, um Blut abnehmen zu können, erklärt Boas den Zweck des Trainings. Er kennt die Tiere gut, denn seit 1989 arbeitet er im Zoo und hat drei Elefanten-Generationen miterlebt.
Boas ist Teil der Herde und das ist sehr wichtig, denn er und andere Pfleger werden ihr nach der Geburt als Elefanten-Tanten helfen. In der freien Natur sei das auch so. Erfahrene Elefanten-Mütter kümmern sich nach der Geburt um das Muttertier und ihr Junges. Die 22-monatige Schwangerschaft endet für Dickhäuter schmerzhaft. Dass eine Elefantenkuh deshalb danach aggressiv und gereizt ist, sei kein Wunder und habe nichts damit zu tun, dass Bibi keine gute Mutter ist.
Weil es in der Herde eben keine erfahrenen Elefantenmütter gibt, übernehmen diese unterstützende Rolle die Pfleger. Ist der Nachwuchs da, lenken sie Bibi ab, so dass das Kalb Zeit hat aufzustehen. Wenn es das geschafft hat, locken die Elefanten-Pfleger den Nachwuchs in eine Nachbarbox. Bis sich Bibi beruhigt hat, kann sie zumindest Rüsselkontakt zu ihrem Nachwuchs aufnehmen. Mutter und Kind werden zusammengeführt, wenn sich Bibi von der Geburt erholt hat - soweit die Theorie.
Bis es so weit ist, steht die Elefantendame unter Beobachtung. Sobald sich Bibi mit dem Rüssel gegen den Bauch schlägt, unruhig wirkt, die Beine kreuzt oder auf der Stelle tritt, geht es los. (mz)


