Totes Elefantenbaby Totes Elefantenbaby: Zoo Halle wehrt sich gegen Kritik

HALLE (Saale)/MZ - Tödliche Attacke nach der Geburt - der Angriff von Elefantendame Bibi auf ihr Junges in Halle ist kein Einzelfall. Erst 2012 starb im Leipziger Zoo ein Elefantenjunges, das von seiner Mutter nach der Geburt angegriffen wurde. Todesursache waren die dabei erlittenen inneren Verletzungen, der Grund für den Angriff blieb unklar. Einfluss könnten verschiedene Faktoren wie die Unerfahrenheit der Mutter oder der Geburtsschmerz haben, hieß es damals.
Entscheidung im Einzelfall
Tiergeburten bergen immer ein gewisses Risiko, sagt Theo Pagel, Direktor des Kölner Zoos und Präsident des Verbands Deutscher Zoodirektoren. Elefanten im Speziellen hätten die Eigenart, dass sich oft schwer unterscheiden lasse, ob sie aggressiv reagieren oder nur Kontakt zu ihren Jungtieren aufnehmen. Beim Versuch, ihre Babys anzuheben, würden sie mitunter auch derber zutreten. „Elefanten sind da etwas robust.“
Grundsätzlich müsse jeder Zoo für seine Tiere und seine Anlage individuell entscheiden, wie eine Elefantengeburt ablaufen soll. Teilweise werden Tiere angekettet, um schneller Zugriff auf Mütter und Junge zu haben. In Köln fänden nur noch Geburten statt, bei denen weitere Elefanten dabei sind, die Mutter also nicht getrennt ist. „Andere schwören darauf, einzeln gebären zu lassen“, sagt Pagel. Das könne unabhängig von Elefanten zum Beispiel auch bei besonders nervösen Tieren notwendig sein. „Wenn ein Bär empfindlich ist, müssen Sie den auch total abschotten.“ Es gebe im Übrigen Tiere, die nur bei der ersten Geburt unruhig sind - und später so routiniert, „da könnten Sie davor Samba tanzen.“ Grundsätzlich sei das Attackieren von Jungen aber beileibe nichts, was nur Elefanten oder nur Zootiere betreffe. Selbst bei Vögeln komme es vor, dass sie Junge aus dem Nest werfen, weil sie wieder in Bruttrieb kommen. „Bei Elefanten ist es natürlich spektakulärer.“
Kritik von Tierrechtlern
Wenig verwundert Pagel die schnelle Kritik von Tierschützern. Die Tierrechtsorganisationen EndZoo und Peta fordern ein Zuchtstopp für Elefanten. In Freiheit bestünden - anders als im Zoo - in gewachsenen Familienverbänden besonders feste Bindungen, durch die andere Weibchen geburtsunerfahrenen Müttern helfen, argumentiert EndZoo. Dramen wie das in Halle seien ein gefundenes Fressen für Zoogegner, sagt indes Pagel. „Aber auch in Freiheit sterben Tiere bei der Geburt.“ Im Zoo bestehe zudem oft noch die Chance, bei Problemen einzugreifen. Und: Er habe - mit 2012 bundesweit 64 Millionen Besuchern - eine enorme Bedeutung für die Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung. „Wenn es Zoos nicht schon gäbe, müsste man sie erfinden.“
Zu kleine Gehege?
liegt das unnatürliche Verhalten der Elefantenmutter in den nach Meinung von Peta mangelhaften Haltungsbedingungen für die Elefanten im Bergzoo Halle begründet. In freier Natur sei es äußerst selten, dass Elefantenmütter ihre Babys töten, in Gefangenschaft jedoch trete dieses atypische Verhalten von Elefanten sogar derart häufig auf, dass in vielen Zoos die Mütter bei der Geburt in Ketten gelegt würden.
Im Zoo Halle sind vor allem die nach Ansicht von Peta viel zu kleinen Gehege sowie die angeblich unnatürliche soziale Zusammensetzung der Elefantengruppe Kernpunkte der Kritik. Die Organisation Peta fordert ein generelles Zucht- und Importverbot für Elefanten, damit die Haltung in Zoos mittelfristig ausläuft.
Zoo Halle wehrt sich
Tom Bernheim, der Sprecher des Zoos Halle, wehrte sich gegenüber mz-web.de entschieden gegen die Peta-Kritik. Dass in freier Natur weibliche Elefanten ihren Nachwuchs sehr selten töteten, sei "faktisch falsch". Im Gegenteil: Sowohl bei Elefanten als auch bei vielen anderen Wildtieren sei zu beobachten, dass Mütter ihre Kinder kurz nach der Geburt töteten. Auch den Verweis auf angeblich viel zu kleine Gehege wollte Bernheim nicht einfach hinnehmen. Er betonte, der Zoo Halle habe mit einer Außenfläche von 5.000 Quadratmetern eine der größten Elefantenanlagen in Deutschland vorzuweisen. Auch die Elefanten-Halle sei hochmodern und mit viel Auslauffläche sowie Bademöglichkeiten ausgestattet. Auch würden im Umgang mit den Tieren weder Fesseln noch Gewaltmittel wie Piken eingesetzt. Die Elefanten reagierten "völlig freiwillig" auf die Kommandos der Pfleger. Genau deswegen sei Bibi während der Geburt nicht angekettet gewesen: "Wir wollten die Bedingungen so natürlich wie möglich gestalten", so Bernheim.

