1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Nachbarschelte per Plakat

Nachbarschelte per Plakat

Von Heidi Pohle 29.12.2006, 16:32

Halle/MZ. - "Wir waren ganz überrascht von dieser Aktion", erzählt Katja Sitte. Die 30-Jährige ist seit knapp zwei Jahren Pächterin des Reiterhofs. Der Nachbar habe das Plakat am 24. Dezember spät abends angebracht, extra dafür ein Gerüst gebaut. Sie selbst war mit ihrer Familie verreist. "Leute, die Pferde bei uns in Pension haben, riefen an und erzählten davon", so Katja Sitte. Außerdem habe der Mann einen Rasensprenger direkt an der Grundstücksgrenze platziert und angestellt. "Dadurch wurde der Futterplatz unter Wasser gesetzt", erzählt die junge Frau. Etliche Ballen Heu mussten entsorgt werden. Erst die Polizei habe den Sprenger am nächsten Morgen abgedreht.

Katja Sitte kann sich nicht erklären, warum der Nachbar plötzlich so etwas macht, zumal es den Reiterhof schon gegeben habe, als er im Jahr 2000 sein Haus baute. Nie zuvor habe er das Gespräch mit ihr gesucht oder sich schriftlich geäußert: "Ich kenne ihn gar nicht." Freilich, einigen Leuten in Seeben sei der Betrieb auf dem Reiterhof zu groß; rund 40 Pensions-Pferde werden betreut, Kindern und Erwachsenen erhalten Reitunterricht und Pferde werden ausgebildet. "Aber ansonsten sind wir akzeptiert", sagt sie, zumal viele Kinder aus dem Ort gerne zum Hof kämen, der dem Reit- und Fahrverein Seeben gehört. Selbst der Misthaufen an der Reithalle könne nicht der Grund des Ärgers sein - Pferdemist verbreite kaum Gerüche: "Außerdem wird der Mist aller 14 Tage entsorgt."

Möglicherweise hänge das Plakat aber mit dem Verkauf des Hauses zusammen, das seit längerem unbewohnt ist, vermutet sie. Im Internet wird es für eine stolze Summe angeboten. Vielleicht seien Interessenten wieder abgesprungen, weil der Reiterhof ans Grundstück grenzt. Der Nachbar war für die MZ nicht erreichbar. Katja Sitte hat gegen ihn Strafanzeige gestellt, hofft, dass das weithin sichtbare Plakat bald entfernt wird. Wie Oberstaatsanwalt Andreas Schieweck sagte, müsse man sich üble Nachreden oder Beleidigungen nicht gefallen lassen. Es werde ermittelt, wenn ein Straftatbestand vorliegt. Das werde auch in diesem Fall so sein.