Nach der Gasexplosion Nach der Gasexplosion: Der Schock sitzt noch tief
Halle/MZ. - Viele MZ-Leser hatten in den vergangenen Wochen ihr Mitgefühl für die Opfer der Katastrophe gezeigt und Geldspenden an den Unterstützungsverein der Mitteldeutschen Zeitung "Wir helfen" überwiesen. Einen Betrag in Höhe von insgesamt 4070 Euro übergaben am Dienstag im Stadthaus die stellvertretende Vereinsvorsitzende Jutta Kiegeland und Bürgermeisterin Dagmar Szabados an die sieben am meisten betroffenen Familien. Damit sollen sie sich wenigstens einige Wünsche erfüllen.
Zurück gehen in die Stephanusstraße will offenbar kaum ein Bewohner der Häuser 2 und 4. "Der Schock sitzt zu tief", sagt Karl-Heinz Kaulfuß und kann das "komische Gefühl" nicht beschreiben. Im Paulusviertel hat er eine Wohnung in Aussicht.
Dorthin will auch Jeanette Schuppe schon in der nächsten Woche ziehen. Die junge Frau aus der Stephanusstraße 2 war mit ihrer zweijährigen Tochter Malin am Tag vor der Explosion zu ihrem Vater in das Ostseebad Eckernförde gefahren. Am Telefon erfuhr sie von der Katastrophe in Halle. Eine aufgelöste Freundin schilderte ihr die Ereignisse. Im Fernsehen sah sie dann die Bilder. Und dennoch konnte sie das ganze Ausmaß kaum erahnen. "Erst Silvester kam ich zurück", erinnert sich die hochschwangere Frau, deren Mann zur See fährt. Da hatten Freunde schon die Scherben weggeräumt und die Fenster verklebt. Ihre ehemalige Nachbarin Elke Arnold habe sie mit zu ihren Eltern genommen. Seither wohne man zusammen in der Frohen Zukunft.
Doch der Möbelwagen sei bestellt. Zum Glück habe man zwei benachbarte Wohnungen in der Kleiststraße gefunden. So könne auch Elke Arnold mitziehen. Immerhin ein kleiner Trost für Jeanette Schuppe, denn: "Die Familien in der Stephanusstraße 1 und 2 haben sich so gut verstanden. Es ist schade, dass das so abrupt auseinander gehen muss", sagt die Burg-Studentin.
Freuen konnten sich die Bewohner der Stephanusstraße am Dienstag nicht nur über die finanzielle Unterstützung durch die MZ-Leser. Dagmar Szabados brachte auch gute Nachrichten aus dem Bergmannstrost mit. So sei der 52-jährige Mann, der bei der Explosion schwer verletzt wurde, aus dem Koma erwacht und werde derzeit auf der Station für Frührehabilitation weiter behandelt. In wenigen Wochen, so wünsche es seine Familie, solle er nach Bonn verlegt werden. Laut Szabados sprach der behandelnde Arzt von guten Heilungschancen.