1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Matthias Erben - Chef des Akademischen Orchesters in Halle: Matthias Erben - Chef des Akademischen Orchesters in Halle: 60 Jahre und kein bisschen leise

Matthias Erben - Chef des Akademischen Orchesters in Halle Matthias Erben - Chef des Akademischen Orchesters in Halle: 60 Jahre und kein bisschen leise

Von Detlef Färber 03.06.2015, 13:24
Als Moderator und Musiker war Matthias Erben bei der Händel-Feierstunde am Start.
Als Moderator und Musiker war Matthias Erben bei der Händel-Feierstunde am Start. Lutz Winkler Lizenz

Halle (Saale) - Was haben Händel, Bach, Telemann und Fasch gemeinsam? Klar, sie waren und sind die vier großen Mitteldeutschen der Barockmusik. Aber da gibt es gerade aktuell noch etwas: Die Vier haben einen gemeinsamen Erben, der Matthias heißt. Und der sich, wie wohl kaum einer sonst, in gleichem Maße um die Pflege des Erbes aller Vier verdient macht. Und das seit Jahrzehnten. So lange? Allerdings, denn der immer dynamisch und weiter jugendlich wirkende Matthias Erben hat tatsächlich gerade seinen 60. Geburtstag gefeiert.

Moderator und Musiker in einem

Und feiert ihn immer noch - zum Beispiel mit einer Serenade am kommenden Samstag, 17 Uhr, in der halleschen Laurentiuskirche (Am Kirchtor). Und das natürlich mit Barockmusik - und mit langjährigen Mitstreitern, deren es gerade bei ihm viele gibt. Denn Erben ist ein „Hans Dampf in allen Gassen“ der halleschen Musik: Überall dabei und meistens vorn dran! Kleine Kostprobe gefällig? Matthias Erben ist Chef des Akademischen Orchesters in Halle, das er als Mitarbeiter mit einer halben Stelle an der hiesigen Uni leitet. Vor 31 Jahren hat er es übernommen, als es zu einem Quartett zusammengeschrumpft war. Jetzt hat es einen Stamm von 70 Musikern - aus denen sich das Kammerorchester der MLU rekrutiert. Das war übrigens gerade bei der Feierstunde am Händel-Denkmal zur Eröffnung der Händelfestspiele zu erleben: mit Erben an der Bratsche.

Doch damit nicht genug. Eine halbe Stunde vor Beginn der Feier, über der drohend dicke Regenwolken hingen, erreichte Erben die Frage, ob er nicht auch moderieren könne. Wer Matthias Erben kennt, weiß: Er konnte. Denn er macht vieles möglich. Außer dem „Akademischen“ hat Erben nämlich noch zwei Ensembles: sein Mitteldeutsches Salonorchester und das Orchester „Musica juventa“. Wer in Halle und Mitteldeutschland Konzerte mit weltlicher oder geistlicher Musik - insbesondere auch mit barocker - besucht, kommt an diesen vier Ensembles und an dem Namen Erben schwerlich vorbei. Und die Barockmusikpflege hierzulande - etwa auch auf all den kleinen und großen Festivals und Veranstaltungsreihen...? Ohne Matthias Erben kaum vorstellbar!

Mit den Scorpions auf einer Bühne

Denn er ist meistens dabei - mal als Dirigent, mal als Bratscher oder Geiger, mal an der Trompete, mal sogar am Schlagwerk mit Becken und Triangel - und fast stets zudem noch als Organisator und Manager. Es sei denn, Erben spielt mal wieder in der „Chursächsischen Capelle“. Dann ist er „nur“ Musiker - und genießt das Musizieren ohne alle die Verpflichtungen ringsum, die einem Dirigenten und/oder Manager schon auch mal den Nerv ziehen können.

Dabei hat bei dem aus Raguhn bei Bitterfeld stammenden Musiker alles eher Rock-’n’-Roll-mäßig angefangen. Bassgitarrist war er zum Beispiel - was zur Folge hat, dass es ihn auch heute immer wieder hinzieht zu ambitionierten Brückenschlägen zwischen der sogenannten U- und E-Musik und den großen Werken verschiedener Jahrhunderte.

Und was ist seine stärkste Erinnerung auf dieser Strecke? Erben muss da nicht lange überlegen. Das Konzert auf dem Heldenplatz in Budapest mit den Bands „Omega“ und „Scorpions“ - und deren Wende-Hymne „Wind of change“, am ungarischen Freiheitstag, dem silbernen Wende-Jubiläum im vorigen Jahr. Da lief selbst dem mit allen Wassern gewaschenen Profi angesichts von 300.000 Zuhörern ein Schauer über den Rücken.

Und nun - wie geht’s weiter, als Jung-60er? In leichter Abwandlung eines alten Schlagers wird für Erben - da muss man ihn gar nicht erst fragen - die Zeile „60 Jahre und kein bisschen leise“ gelten. Und, Hand aufs Herz: Hat das nun doch etwas höhere Alter auch Vorteile? Erben nickt: „Das Gute“, sagt er, „ist: Ich muss jetzt nicht mehr immer Ja sagen.“ (mz)