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Maßnahmen im Ernstfall Maßnahmen im Ernstfall: Wie sich Halles Schulen gegen Amok-Läufe rüsten

Von Anja Förtsch 19.10.2016, 06:00
Ein Unbekannter hatte am Montag mehreren Schulen in Leipzig und Magdeburg mit einem Amok-Lauf gedroht. Hier stehen Polizisten vor dem Reclam-Gymnasium in Leipzig.
Ein Unbekannter hatte am Montag mehreren Schulen in Leipzig und Magdeburg mit einem Amok-Lauf gedroht. Hier stehen Polizisten vor dem Reclam-Gymnasium in Leipzig. dpa-Zentralbild

Halle (Saale) - Nach den Drohungen gegen Schulen in Magdeburg und Leipzig am Montag sind auch Eltern in Halle besorgt. Laut Schulleitern und Polizei gebe es dafür aber keinen Anlass. Die Lage sei bereits seit Langem ruhig. Zuletzt hatte es vor gut einem Jahr Drohungen am Burg-Gymnasium in Wettin (Saalekreis) gegeben, die sich aber als falscher Alarm herausgestellt hatten. Im Ernstfall gebe es entsprechende Krisenpläne, nach denen die Lehrer handeln und mit denen sie ihre Schüler schützen würden.

„Wir haben einen sogenannten Krisenplan bei Amok- und Bedrohungslagen“, sagt Bernd Gorsler, Schulleiter am Georg-Cantor-Gymnasium in der südlichen Innenstadt. „Der greift, wenn genau solche Sachen passieren: Wenn es Drohanrufe oder -mails gibt oder wenn ein Täter das Schulhaus betritt.“ Wie dann reagiert wird, hängt laut Gorsler von der Situation und der Bedrohung ab.

Maßnahmen im Ernstfall

„Bei einer Bombendrohung zum Beispiel ist anders zu handeln als bei einem Amoklauf. Dann müssen die Schüler schnellstmöglich aus dem Gebäude gebracht werden.“ Wie genau die Maßnahmen im Ernstfall aussehen, will Gorsler nicht sagen, um potenziellen Tätern nicht in die Hände zu spielen. Die Lehrer seien aber umfassend informiert und wüssten, wie sie je nach Lage zu reagieren hätten, so der Schulleiter. Laut Halles Polizeisprecherin Anja Koppsieker verfügt jede Schule der Stadt über einen solchen Krisenplan.

Diesen Krisenplan erstellen die Schulen gemeinsam mit der Polizei und den Rettungskräften. „Dabei werden Einzelheiten jeweils an die Gegebenheiten der einzelnen Schulen angepasst“, sagt Gorsler. So seien etwa Fluchtwege oder Versammlungspunkte immer auch von den Räumlichkeiten der Schulen abhängig. Dabei wird auch auf „Erfahrungen aus anderen Schulen“ zurückgegriffen, so Gorsler. Nach dem Amoklauf an der Albertville-Realschule im baden-württembergischen Winnenden im Jahr 2009 wurden bundesweit solche Katastrophenpläne ausgearbeitet. Grundlage seien dabei auch die Ereignisse in Winnenden gewesen. Ein 17-Jähriger hatte damals 15 Menschen getötet und elf weitere teils schwer verletzt, bevor er sich nach mehrstündiger Flucht selbst tötete.

Kein Krisenalarm 2016

In Halle musste Polizeisprecherin Koppsieker zufolge im gesamten Jahr noch kein Krisenalarm ausgelöst werden. Einen solchen Fall hatte es zuletzt im vergangenen November am Burg-Gymnasium Wettin gegeben. Über mehrere Tage hinweg war eine Reihe von anonymen Droh-Mails im Sekretariat der Schule eingegangen. Vor Unterrichtsbeginn waren alle Schüler und Lehrer durchsucht worden, bevor sie das Schulgelände betreten konnten. Suchhunde hatte den Schulkomplex nach Sprengstoff durchsucht. Waffen oder Sprengstoff wurden damals nicht gefunden. Ein Schüler war konkret befragt worden. Der Verdacht habe sich aber nicht erhärtet, bestätigte Jürgen Müller, Sprecher des Polizeireviers Saalekreis, am Dienstag der MZ.

Auch im jüngsten Fall der Drohungen gegen zwei Magdeburger und elf Leipziger Gymnasien gab es Entwarnung. Der Verfasser soll in den Mails Bezug auf den Tod des mutmaßlichen Terroristen Dschaber al-Bakr genommen haben. (mz)