Triathletin des SV Halle Mama aus Eisen: Bianca Bogen startet als zweifache Mutter bei der WM
Zehn Monate nach der Geburt ihres zweiten Kindes startet Triathletin Bianca Bogen bei der WM. Wie die Frau vom SV Halle den Leistungssport und die Familie vereint.

Halle/MZ. - Vielleicht hat Bianca Bogen ein bisschen dazu beigetragen, dass die Welt des Triathlons familienfreundlicher wurde. Es war im Sommer 2024, als Ironman, der weltgrößte Veranstalter des Ausdauer-Dreikampfs, eine aktualisierte Richtlinie zu dem Thema herausgegeben hat. Zu deren Kernpunkten gehörte, dass schwangere Athletinnen ihren Startplatz zum Beispiel bei Weltmeisterschaften um bis zu zwei Jahre verschieben können. „Ich glaube, das war kurz nachdem ich angefragt hatte, ob ich das machen könnte“, erzählt Bogen.
Im Mai 2024 hatte sich die Sportlerin des SV Halle, damals bereits schwanger, für die 70.3-WM qualifiziert. Im Dezember, dann hochschwanger, verzichtete sie aber freilich auf das Kräftemessen mit den Besten der Welt in Neuseeland. „Das Startrecht durfte ich allerdings behalten“, sagt sie.
Zweites Comeback innerhalb von zwei Jahren
Bogen hat im Januar eine Tochter zur Welt gebracht. Es ist ihr zweites Kind, nachdem die Leipzigerin im August 2023 schon einen Sohn bekommen hatte. Als zweifache Mutter und mit einem Jahr Verspätung nimmt die 27-Jährige jetzt am Samstag (ab 7.45 Uhr/sportschau.de) im südspanischen Marbella am Rennen um die Krone auf der Halbdistanz teil, wird 1,9 Kilometer schwimmen, 90 Kilometer Rad fahren und 21,1 Kilometer laufen.
Bogens Geschichte ist die eines Erfolgs. Für sie als Athletin, für ihre Liebsten, aber auch für die allgemeine Vereinbarkeit zwischen Familie und Leistungssport. Schon nach der Geburt Anfang des Jahres traf Bogen die Entscheidung, bei der WM zehn Monate später an den Start gehen zu wollen. „Ich war mir sicher, dass ich das schaffe“, sagt sie über ihr zweites Comeback innerhalb von zwei Jahren. „Mein Körper wusste, was passiert, ich wusste, wie ich gewisse Dinge händeln kann“, berichtet sie über den Weg zurück in die Weltspitze des Sports der Eisenfrauen und -männer. „Einfach war es trotzdem nicht.“
„Andere können ihre Freizeit für die Regeneration nutzen, ich mache dann was mit meinen Kindern“
Bogen hat es aber geschafft, auch dank großer Unterstützung, das Mamasein samt schlafloser Nächte, ihr Studium, Internationales Management, und den Triathlon zusammenzubringen. Sie blickt auf eine starke Wiedereinstiegssaison inklusive des ersten Sieges beim Ironman 70.3 in Tschechien und wenige Wochen später bei einem Halbdistanzrennen in Köln zurück. „Ich bin super zufrieden“, sagt sie.
Viel Raum bleibt daneben aber nicht, am ehesten tritt, wenn nötig, die Sportlerin in ihr einen Schritt zurück. „Andere können ihre Freizeit für die Regeneration nutzen, ich mache dann was mit meinen Kindern“, erzählt Bogen, die Tochter und Sohn aber hin und wieder auch ins Training integriert, zum Beispiel mit Kinderwagen joggt. „Auch die Organisation, das Drumherum um den Sport ist mit Verzicht verbunden.“ Einen Manager, wie viele Konkurrentinnen, hat die Frau vom SV Halle nicht.
Bruder war schon Weltmeister
Bogen, deren zwei Jahre jüngerer Bruder Rico 2023 70.3-Weltmeister wurde und in Marbella ebenfalls startet, organisiert alles in Eigenregie. Ihre Kinder und ihr Partner Georg sind bei fast allen Rennen und Trainingscamps dabei, auch jetzt in Spanien. Zudem ist ihre Mutter als Unterstützung mitgereist. Ohne die Hilfe der Familie würde es nicht gehen. „Wenn nur eine Person bei Wettkämpfen dabei wäre, würde meine benötigte Unterstützung zu kurz kommen“, sagt Bogen.
Für die Mama aus Eisen könnte nun allein die Tatsache, zehn Monate nach der Geburt des zweiten Kindes bei der WM an den Start zu gehen, sich mit Stars der Szene wie Lucy Charles-Barclay, Taylor Knibb oder Solveig Lovseth zu messen, Erfolg genug sein. Ist es aber nicht. „Da kommt die Leistungssportlerin durch“, sagt die Leipzigerin lachend. „Ich will unter die Top zehn, auch wenn ich weiß, dass das Ziel aufgrund des Starterfelds sehr hochgesteckt ist.“
Die Strecke in Marbella aber könnte Bogen, die als starke Schwimmerin gilt, liegen. Vor allem die hügeligen Radkilometer. Die WM soll jedoch nur der Anfang sein. „Ich will mich auf der Mitteldistanz in der Weltspitze etablieren“, lautet das Zukunftsziel der zweifachen Mutter, die dabei auf die Unterstützung ihrer Familie bauen kann. Ihr Sohn ist inzwischen auch an der Rennstrecke dabei. „Er feuert mich manchmal an, Spielplätze sind aber noch interessanter“, erzählt Bogen.