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Leute von nebenan Leute von nebenan: Von Teicha nach Übersee

Von Michael Tempel 21.11.2001, 18:58

Halle/MZ. - Vom Saalkreis in den tiefen Westen der USA. Martin Hörig absolviert gerade dieses Kontrastprogramm. Der 17-Jährige hatte sich im August auf den Weg von Teicha über den großen Teich gemacht. Im Rahmen eines Schüleraustausch-Projektes lernt er für ein Jahr an der Highschool in Kennewick (Bundesstaat Washington). Neben Menschen, Bildungssystem und Lebensgefühl lernt der kräftige junge Mann gegenwärtig dort auch kennen, wie man als Spieler eines American-Football-Teams seine Gegner in Schach hält.

Bekannte, die einige Zeit in den USA verbrachten, hatten Martin auf die Idee gebracht, auch die Koffer zu packen. Während seine Mitschüler vom Wettiner Burg-Gymnasium hoch über der Saale Literatur, Geschichte, Chemie und Mathe pauken, belegt Martin an der Highschool nun Kurse in "American literature", "Chemistry" und "Maths analyses". Anfängliche Verständigungsprobleme im Unterricht und mit den Mitmenschen sind überwunden. Über seine Erlebnisse informiert Martin die Schulfreunde Kerstin Ringleb oder Christian Galert regelmäßig per E-Mail.

"Das Schuljahr hier in den USA wird mir in Deutschland angerechnet", schreibt Martin der MZ, die ebenfalls via elektronischer Post zu ihm Kontakt aufgenommen hat. Bedingung sei aber, dass er bestimmte Fächer belegt, in denen mit dem deutschen Abitur vergleichbares Wissen vermittelt und abverlangt wird. "Die vielen Hausaufgaben und die Geschwindigkeit des Lernens ist hier schon ganz schön hart." Martin imponiert vor allem die moderne Ausstattung der Highschool. "Vieles ist brandneu, überall stehen Computer und Fernseher in den Unterrichtsräumen."

Zuhause bewirtschaften Martins Eltern den Gasthof "Rotes Haus" in Nehlitz. In Amerika übernehmen Beverly und Dennis Hale derweil die Elternrolle. Das kinderlose Paar ist zudem Gastgeber für Martins "Bruder", dem Italiener Michele. In der Freizeit spielt Martin vorrangig Football. "Dieser Sport ist sehr reizvoll, weil er viel mit Taktik zu tun hat. Ich spiele noch nicht so gut, aber wegen meiner Größe kann ich die gegnerischen Spieler herumwirbeln." Denkbar, dass er nach seiner Rückkehr Anschluss an ein hiesiges Football-Team sucht - zum Beispiel in Leipzig.

Während von Teicha aus der Petersberg und Halle die nächstgelegenen Anziehungspunkte sind, bietet Martins Heimat auf Zeit Wüste, Hochgebirge, Pazifikküste und Großstädte wie Seattle - wenn auch flächen- und entfernungsmäßig in ganz anderen Relationen. "Kennewick gehört wie Pasco und Richland zur so genannten Tri-city. Zusammen haben die drei Städte nicht mehr Einwohner als Halle, aber ihre Fläche ist enorm!"

Martin wird im Juli 2002 eine Fülle von Eindrücken mit nach Hause bringen. Und Erfahrungen. "Ich möchte später beruflich etwas mit Computern machen. Da macht es sich sicher gut, wenn man fließend Englisch spricht."