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Leben zwischen Schutt und Asche Leben zwischen Schutt und Asche: Warum tut sich nichts im Brandhaus in Halle-Neustadt?

Von Maximilian Mühlens 06.09.2018, 12:01
Das Treppengeländer ist geschmolzen, auf den Treppenstufen liegt der Brandschutt.
Das Treppengeländer ist geschmolzen, auf den Treppenstufen liegt der Brandschutt. Silvio Kison

Halle (Saale) - Der Geruch von verbranntem Plastik liegt in der Luft. Die Wände in dem Hochhaus-Treppenhaus sind verbrannt, vereinzelt hängen noch Fetzen von der ehemaligen Tapete an dem Beton. Anfang August hat es in dem Hochhaus an der Magistrale in Halle-Neustadt gebrannt, die Feuerwehr und die Rettungsdienste waren in jener Brandnacht mit einem Großaufgebot zum Einsatzort geeilt. 30 Verletzte mussten behandelt werden. Mehr als einen Monat später hat sich in dem betroffenen Treppenhaus nicht viel getan.

Leben im Brandhaus: Weder Klingel noch Treppenhauslicht

Auf den Treppenstufen hat sich über die Zeit der Brandschutt gesammelt. Jemand hat notdürftig den Schutt auf einzelnen Stufen auf die Seite gekehrt, kleinere Schutthaufen sind überall zu entdecken. Genau wie die Klingelanlage funktioniert auch das Treppenhauslicht nicht mehr.

Ein Elektriker hat deshalb eine simple Notbeleuchtung installiert. „Das war das Einzige, was bislang passiert ist. Sonst wurde nichts gemacht, das Elend sieht man ja hier“, sagt ein Mieter der MZ. Er bewohnt eine der insgesamt 22 betroffenen Wohnungen.

Leben im Brandhaus: Überreste von abgebrannten Kinderwagen

Das Treppengeländer ist geschmolzen, von den Brandschutztüren, die zu den einzelnen Wohnungen führen, ist auch nicht mehr viel übrig. Im Erdgeschoss liegen sogar noch die Überreste der abgebrannten Kinderwagen, von denen der Brand ausgegangen war. Die Polizei geht von Brandstiftung aus, hat bislang aber offenbar noch keine Hinweise auf den oder die Täter.

Vergessen im Brandhaus?: Mieter fühlt sich vom Vermieter allein gelassen

Der Mieter, der sich an die MZ gewendet hat, fühlt sich vom Vermieter alleine gelassen. Es hätte nicht mal einen Brief gegeben, unverständlich sei es, dass nicht mal sauber gemacht wurde, so der Mieter. Dieser wollte, wie auch zwei andere Familien, nicht aus dem Haus heraus und lehnte auch eine Interims-Lösung des Eigentümers, der Firma Adler Real Estate, ab. Er ist also freiwillig in seiner Wohnung. In der Zwischenzeit, so sagt er, seien auch andere Mieter zurückgekehrt.

Der Eigentümer hat für die noch nicht begonnene Sanierung allerdings eine Erklärung. „Der Grund liegt darin, dass bisher noch keine Freigabe des Versicherers vorliegt“, sagt Pressesprecher Rolf-Dieter Grass.

Vermieter will „so schnell wie möglich“ mit Sanierung beginnen

Am Donnerstag würde es einen Vor-Ort-Termin mit der Feuerwehr und dem Bauordnungsamt der Stadt Halle geben, um den Sanierungsvorgang zu besprechen. Es soll alles „auf den aktuellen Stand der Brandschutzverordnungen saniert werden“, so der Sprecher.

Adler Real Estate sei bemüht, mit der „Sanierung so schnell wie möglich“ zu beginnen, allerdings würde sich eine Brandsanierung auch nicht von „heute auf morgen“ erledigen lassen.

Vermieter wies im Haus gebliebene Mieter auf Risiken hin

Indes macht Grass deutlich, dass das Brandtreppenhaus noch immer für die Mieter gesperrt sei. „Es gibt allerdings zwei Familien, die ihre Wohnungen nicht verlassen wollten, obwohl wir Ihnen entsprechende Angebote gemacht haben. Diese Familien haben wir pflichtgemäß auf eventuelle Risiken hingewiesen. Und sie haben uns auch schriftlich bestätigt, dass wir für keine Schäden aufkommen müssen, die aus dem Brand resultieren“, so Grass gegenüber der MZ. Drei Familien sind seinen Angaben zufolge noch in einem Hotel untergebracht.

Eine genaue Schadenssumme kann er noch nicht benennen. „Wir rechnen aber damit, dass die Schadenssumme 200.000 Euro überschreitet“, so Rolf-Dieter Grass. (mz)